Draußen beobachtet

Ameisen

Obwohl sie als fleißig und intelligent gelten, erfreuen sie sich keiner besonderen Beliebtheit.
Erschienen im Soester Anzeiger am 3.08.2016


MÖHNESEE – Obwohl sie als fleißig und intelligent gelten, erfreuen sie sich keiner besonderen Beliebtheit. Zu oft ärgern uns die Krabbeltiere, wenn wir sonnenbadend auf dem Rasen liegen oder ihnen als ungebetene Nachbarn im Hause begegnen. Die Rede ist von den Ameisen, die anscheinend allgegenwärtig sind: im Garten unter den Steinen, die man anhebt, ebenso wie auf den Platten des Gehweges, in der Nadelstreu im Walde wie im Rasen-und im Wiesenboden. Dabei haben die Ameisen ihren Verbreitungsschwerpunkt nicht hierzulande, sondern in den Tropen, wo die meisten der weltweit 6OOO Ameisenarten zuhause sind. Die Termiten gehören übrigens nicht zur Ameisenfamilie. Oft bieten uns Ameisen Gelegenheit zur Tierbeobachtung auf ganz bequeme Art, beispielsweise wenn wir an sonnigen Sommertagen faul im Liegestuhl sitzen. Eilig huschen sie vorüber, offensichtlich einem ganz bestimmten Ziele zu. Manchmal scheinbar querfeldein, manchmal mit etlichen Artgenossen auf bestimmten „Straßen“. Gewaltig legen sie sich ins Zeug, wenn sie Lasten stemmen, die deutlich größer als sie selber sind. Fast immer verschwinden sie früher oder später unter der Erde. Es ist schon ein Vergnügen, dem geschäftigen Treiben zuzusehen. An dem stielförmig mit der Brust verbundenen Hinterleib sind sie von anderen gleich großen Insekten zu unterscheiden. Wenn es dem Beobachter plötzlich heftig an den Beinen juckt oder gar schmerzt, weiß er, dass da eine Ameise in die winzige gebissene Wunde ihr Gift, die Ameisensäure, gespritzt hat. Einen Stachel hat sie nicht. Der Giftreiz vergeht schnell. Unter den vielen Ameisenarten, die alle mehr oder weniger komplizierte Sozialsysteme haben, gibt es allerlei Spezialisten, die Blattläuse wie wir Vieh halten, und solche, die bei anderen Ameisen parasitieren. Jeweils einige fortpflanzungsfähige Königinnen sorgen für die Vermehrung, zahlreiche „Soldaten“ verrichten alle anfallenden Arbeiten. Den Männchen, die sich ebenso wie die Königinnen zum „Hochzeitsflug“ Flügel zulegen, ist danach nur noch ein kurzes Leben beschieden. Forscher haben ihre ganze Zeit dem Studium der Welt der Ameisen gewidmet und immer noch nicht alle Geheimnisse deren Sozialverhalten gelüftet.
Wenn man bedenkt, dass manche Ameisenarten nur wenige Millimeter groß sind und doch mit größter Präzision bewundernswerte Leistungen vollbringen, kann man nur staunend die Wunderwerke der Schöpfung im Garten oder auf der Terrasse betrachten und als wissenswertes Resümee zur Kenntnis nehmen, dass die auffälligen weißen Gebilde in den Ameisennestern keine „Ameiseneier“, sondern die Puppen in den von Larven gesponnenen Kokons sind. St.