Draußen beobachtet

Auch die Wurzeln waren bekannt

Zwölf Pflanzenarten mit der Endung „-wurz“
Erschienen im Soester Anzeiger am 20.08.2016


MÖHNESEE – Dass unsere Vorfahren sich in der Pflanzenwelt besser auskannten als die meisten von uns, belegen am besten die verschiedenen Pflanzennamen. Die „Kräuterweiblein“ interessierten sich nicht nur für Blüten und Blätter, sondern auch für die unterirdischen Pflanzenteile. Auch manche Wurzel, Knolle und Wurzelstock gruben sie aus, um deren Heilkraft zu nutzen. Über ein Dutzend häufige, heimischen Pflanzenarten haben sie auch benannt. Sie alle haben Namen, die mit „wurz“ enden.

Am weitesten verbreitet – vor allem im Arnsberger Wald – ist das Blutwurz-Fingerkraut, das sich durch vier Blütenblätter von ihren sonst fünfblättrigen Verwandten unterscheidet. Beim Zerschneiden der Wurzel tritt ein blutroter Saft aus, weshalb man die Art nach der Signaturenlehre zur Wundbehandlung benutzte. Nur in einigen Wäldern an der Haar wächst die Grüne Nieswurz. Sie hatte sich als Niespulver bewährt. Die erst kürzlich in der Rubrik „Draußen beobachtet“ vorgestellte Engelwurz wird als Heilpflanze auch „Brustwurz“ genannt.
Die Hauswurz (Sempervivum), die auf Felsgestein wächst, haben unsere Vorfahren früher auf Hausdächer gesetzt, weil sie glaubten, damit Blitz, Donner und böse Geister fern halten zu können. Die Wurzeln der Nelkenwurz (Geum) riechen nach Nelken und die der Schwarzwurz (Symphytum) sind tatsächlich schwarz. Die Weißwurz (Polygonatum), die zumindest auf Kalkuntergrund auf der Haar häufiger anzutreffen und mit dem Salomonssiegel vewandt ist, hat einen Wurzelstock mit weißlicher Rinde.

Die Reihe der mit der Endung „-wurz“ ausgestatteten Pflanzen wird noch deutlich länger, wenn man einige hierzulande ausgesprochen seltene Pflanzenarten auflistet, beispielsweise die Schuppenwurz (Lathraea), ein Parasit mit einem mit Schuppen besetzten Wurzelstock, die Sommerwurz (Orobanche) und die Schlangenwurz (Vincetoxicum).

Sie alle bezeugen, dass in früheren Jahrhunderten in heimischen Fluren viel gebuddelt und gegraben wurde und auch die Wurzeln, Knollen und Rhizome der Pflanzen gut bekannt waren. Das gilt auch für Gartenpflanzen wie die im Frühling gelb blühende Gemswurz und die aus den Alpen stammende Silberwurz. Sie lieferten zum Teil Tees und heilsame Liköre und waren auch wegen ihres Geschmacks beliebt. St.