Draußen beobachtet

Sowohl Männchen als auch Weibchen

Der Steppke will es ganz genau wissen
Erschienen im Soester Anzeiger am 14.09.2016


MÖHNESEE – Beim Graben ist ein besonders großer Regenwurm an die Erdoberfläche gekommen. „Sei vorsichtig damit, dass ihm nichts passiert! Regenwürmer sind nützlich. Aber ist das nun ein Männchen oder ein Weibchen?“ Der Steppke will es ganz genau wissen und ist überrascht. Was es im Tierreich nicht alles gibt: Der Regenwurm ist Männchen und Weibchen zugleich; er ist ein Zwitter.
Unsere häufigsten Regenwürmer können bis zu 30 Zentimeter lang werden. Ihr Körper besteht aus einer großen Zahl gleichartiger Ringe. Mit einer Lupe kann man sie zu zählen versuchen. Hier sei es verraten: Es sind zwischen 110 und 180. In der Fortpflanzungszeit ist im vorderen Drittel – genau genommen zwischen dem 31. und 37. Ring – eine leichte Verdickung, die sich auch farblich etwas vom übrigen Wurmkörper abhebt. Die Zoologen sprechen vom „Gürtel“ der Regenwürmer, der etwas mit deren Fortpflanzung zu tun hat.
Hier begatten sich zwei Regenwürmer gegenseitig. Jedes der beiden Tiere birgt danach in dem angeschwollenen Ring die befruchteten Eier. Der Ring wird zu deren Schutz und „Wiege“, indem er abgestreift und als schützende Hülle an einer feuchten Stelle dicht unter der Erdoberfläche abgelegt wird.

Damit aber nicht genug! Das wissbegierige I-Männchen zweifelt: „Stimmt es wirklich, dass man einen Regenwurm in der Mitte durchschneiden und daraus zwei Würmer machen kann?“ Ein Onkel habe das erzählt. Das stimmt eindeutig nicht! Die Regenwürmer haben nur die wunderbare Fähigkeit, kleinere Teile ihres Körpers zu regenerieren, so dass ein verletzter Wurm manchmal das Umgraben des Gartens überlebt.
Die Regenwürmer in den heimischen Gärten – es gibt in Mitteleuropa fast 40 verschiedene Arten – sind ein kostbarer Schatz. Mehrere Arten kommen nachts an die Oberfläche und holen Welklaubteilchen in ihre Röhren. Sie machen aus von winzigsten Organismen durchsetzter Erde feinsten Humus und sorgen für eine optimale Durchlüftung des Bodens. Die weit verbreitete „Irrlehre“ vom fast unbegrenzten Regenerationsvermögen der Regenwürmer gehört korrigiert. Auch so gibt es noch viele Besonderheiten, die wir an den unterirdischen Nachbarn bewundern können. Unsere heimischen Regenwurmarten gab es ursprünglich nur in Europa. Inzwischen haben die Menschen sie weltweit verbreitet, was gewiss ein Zeichen dafür ist, dass die Menschheit weiß, was sie an den Regenwürmern für tüchtige Helfer hat. St.