Draußen beobachtet

Stille Zeit

Wer jetzt früh morgens das Haus verlässt, wundert sich über die Stille.
Erschienen im Soester Anzeiger am 6.08.2016


MÖHNESEE – Wer jetzt früh morgens das Haus verlässt, wundert sich über die Stille. Seit dem 17. Juli sind in Körbecke die Amseln und Mönchsgrasmücken urplötzlich verstummt. Bis dahin hatten sie noch -gerade in den frühen Morgenstunden- die Gärten mit ihrem Gesang belebt. Auch in unserem großen Waldgebiet hat die stille Zeit begonnen. Die jährliche Gesangsperiode unserer gefiederten Sänger ist vorbei. Bei vielen nähert sich auch der Nachwuchs aus der zweiten Brut schon der Selbständigkeit. Reviere müssen nicht mehr verteidigt, Weibchen nicht mehr angelockt werden.
Der Sommer hat schon, ohne dass wir es recht gemerkt hatten, seine Halbzeit überschritten. Die Tage werden wieder kürzer. Die Mauersegler haben unsere Städte und Dörfer verlassen und werden erst im Mai wieder um Dächer und Türme kreisen. Nach und nach folgen viele andere Zugvögel nach, die letzten erst wenn sich zum ersten Male Eis und Schnee einstellen. Vier Monate lang dauert die Zeit des Abschiedsnehmens. Im Gegensatz zur Ankunft ist der Abzug der Weltenwanderer ziemlich sang- und klanglos, wenn man mal vom lauten Trompeten der Kranichgeschwader absieht – aber das hat noch drei bis vier Monate Zeit. Im Laufe des Tages ist nur noch das Rucksen der Ringeltauben zu hören, die nicht müde werden, bis in den Herbst hinein ihren Weibchen zu gefallen und immer noch eine Brut anzuhängen.

Auch das Quorren und Eufen der wilden Gänse erinnern auf dem See an die Zeit, als sie noch mit ihrem Nachwuchs den Hevearm bevölkerten. Erst Ende September und Anfang Oktober endet im Arnsberger Wald -vor allem südlich der Heve- die stille Zeit, wenn die Rothirsche mit der Brunft beginnen. Unentwegte Hirschfreunde genießen dann auf der Plackweghöhe und in Richtung Hirschberg das Röhren und Knören der Rothirsche, an das sich bis in den November hinein die schrillen Schreie der Sikahirsche anschließen. Dieser Wechsel zwischen lauter und stiller Zeit, zwischen lebhaftem Leben und Ruhe gehört alljährlich zum Erlebnis der Natur in unseren Breiten. St.