Draußen beobachtet

Ackersenf

Im Mai schmückte das Mosaik blühender Rapsfelder die Haar und die Börde
Erschienen im Soester Anzeiger am 12.10.2016


MÖHNESEE – Im Mai schmückte das Mosaik blühender Rapsfelder die Haar und die Börde. Wenn im Herbst schon aus der Ferne wieder schwefelgelbe Farbflecken das Land überziehen, hat das nichts mit dem Raps zu tun. Zurzeit steht der Ackersenf in voller Blüte, der als Zwischenfrucht ausgebracht wurde und als Gründünger eingegrubbert wird. Raps und Ackersenf sind insofern Verwandte, als sie beide zur Familie der Kreuzblütler gehören und nach der Blüte Schoten tragen. Sehr verschieden sind die Blätter der beiden Arten: borstig-behaart sind sie beim Ackersenf, dagegen kahl und blaugrün bereift beim Raps. Während der Raps überwintern kann, stirbt der Ackersenf bei Frost ab.

Quelle: Angelika von Tolkacz

Quelle: Angelika von Tolkacz

Dass Felder mit Ackersenf heute häufiger zu sehen sind und dem Passanten auffallen, selbst wenn er landwirtschaftlich unbedarft ist, ist auf die Greening-Auflagen der EU zurückzuführen. Danach müssen fünf Prozent des Ackerlandes zur Förderung der Vielfalt der Fruchtfolgen und der Lebensräume mit Arten bestellt werden, die wie der Senf, die Phacelia oder Kleearten in ökologischer Hinsicht besonders wertvoll sind. Sie bieten den Bienen und anderen Insekten Nektar und dem Wild Deckung, vor allem wenn die Getreidefelder abgeerntet sind. Weil der Ackersenf dem Hederich ähnelt, kannten die Schüler auf dem Lande früher einen Merkspruch:“Senf senkt, Hederich hebt“. Gemeint waren die Kelchblätter in den geöffneten Blüten, die beim Ackersenf abstehen, beim Hederich aber nach oben weisen.
Während der Ackersenf mit dem Ackerbau schon in der Jungsteinzeit aus dem Mittelmeerraum nach Mitteleuropa gelangte, wo er wie in weiten Teilen der Welt als Ackerunkraut auch wild wächst, ist der Raps mit seinen verschiedenen Kulturformen durch Bastardierung zweier Wildkohlarten der Gattung Brassica entstanden. Dass Felder mit Ackersenf in der Börde häufiger zu sehen sind als an der Haar, mag damit zusammenhängen, dass der Senf in der Fruchtfolge vor Zuckerrüben besser geeignet ist als in der Fruchtfolge vor Raps. St.