Draußen beobachtet

Aktions- und Gedenktag des Artenschutzes

Am 3. März war der international begangene Aktions- und Gedenktag des Artenschutzes
Von Professor Dr. Wilfried Stichmann. Erschienen im Soester Anzeiger am 9.03.2018


MÖHNESEE – Gemerkt hat man nichts davon, obwohl er schon seit 44 Jahren begangen wird. Dabei hätte man gerade in der Gemeinde Möhnesee allen Grund dazu, voller Stolz auf den Beitrag hinzuweisen, den verschiedene Unterstützer auf der Fläche der Gemeinde Möhnesee bislang schon geleitet haben.
Wahrscheinlich ist vielen Bürgern – möglicherweise auch in Rat und Verwaltung – gar nicht bewusst, in welch großem Teil der Gemeindefläche der Schutz der Tier- und Pflanzenarten eine vorrangige Rolle spielt. Mit vier großflächigen Naturschutzgebieten bietet die Landschaft zwischen Börde und Arnsberger Wald ungezählten Arten wertvolle Lebensräume an.
Schon im Jahr 1973 wurden das Washingtoner Artenschutz-Abkommen und der Tag des Artenschutzes eingerichtet und im Jahr 2007 durch die Veröffentlichung der „Nationalen Strategie zur Erhaltung der biologischen Vielfalt“ bekräftigt. Den Auftakt auf kommunaler Ebene machte 1975 der Ruhrtalsperrenverein (heute Ruhrverband) mit der Bereitschaft, das Hevetal mit einer Größe von über 200 Hektar als eines der ersten Großnaturschutzgebiete in NRW ausweisen zu lassen und von Wassersport und Sportfischerei freizuhalten. Dem lag die Erkenntnis zugrunde, dass nordischen Wasservögeln, die als Zugvögel zu uns kommen, zu allen Jahreszeiten Lebensräume durch Schutzgebiete zur Verfügung stehen müssen.
Schon zehn Jahre später begann an der Kanzelbrücke flussaufwärts – Schritt für Schritt der Flächenschutz des Möhneflusses und später die Renaturierung der Möhne durch den Kreis und mit europäischer finanzieller Unterstützung. Hier ging es unter anderem um Artenschutz für Eisvogel und Wasseramsel.

von Lutz Leitmann (Eigenes Werk) [CC BY-SA 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)], via Wikimedia Commons

Das Land Nordrhein-Westfalen hat durch die Ausweisung eines Großteils des Waldes – zum Teil sogar unter Nutzungsverzicht – als Waldreservat vieler Tierarten eine Überlebenschance gegeben. Die Touristen haben damit ebenso wie bestimmte Spezialisten unter den Tieren, die in uralten Buchenwäldern leben, einen zukunftssicheren Raum. Die im Staatsforst eingerichteten Totalreservate leisten einen besonders wertvollen und unersetzbaren Beitrag zum Artenschutz, weil im Vergleich zu den Üblichen Wirtschaftswäldern hier nicht nach einer 100- bis 150-jährigen „Umtriebszeit“ geerntet wird.
Schließlich ist der Gemeinde mit dem Abzug des Militärs vom Übungsplatz zwischen Büecke und Hiddingsen ein viertes Naturschutzgebiet zugefallen, das dank finanzieller Unterstützung durch die NRW-Stiftung und das Engagement der Arbeitsgemeinschaft biologischer Umweltschutz – für die Gemeinde kostenlos – zu einem Edelstein für den Artenschutz wie für den Tourismus entwickelt wird. Viele verschiedene Institutionen haben dazu beigetragen, dass in der Gemeinde Möhnesee – ohne deren Zutun – ein Eldorado für den Naturschutz entstanden ist. Es zeigt, dass Naturschutz und Tourismus nebeneinander möglich sind. Gewissermaßen ein Tüpfel auf dem I könnte das LIZ, das Landschafts-Informations-Zentrum sein, das die besondere Situation in der Gemeinde und für die Umweltpädagogik mit der längst überfälligen Unterstützung aus dem Gemeinde-Etat intensiver für die Öffentlichkeitsarbeit nutzbar machen könnte.