Draußen beobachtet

Als Dienerin im Walde

Die Hainbuche hat das schwerste Holz

Von Professor Dr. Wilfried Stichmann. Erschienen im Soester Anzeiger am 11.09.2019


MÖHNESEE – Die Hainbuche erreicht mit einer Höhe von 25 m und einem Alter von bis zu 150 Jahren weder die Höhe noch das Alter unserer Eichen und Buchen. Ihr weißliches, besonders schweres Holz ist nur für spezielle Zwecke – zum Beispiel im Werkzeugbau – verwendbar. Und doch ist sie ein wichtiger Bestandteil vieler heimischer Laubwälder und Gebüsche.
Gegenwärtig fallen die Hainbuchen dadurch auf, dass sie sich infolge der Dürre schon im August zu verfärben begannen. Vom durch die Trockenheit geschädigten, aber immerhin noch grünen Laub der anderen Gehölze heben sich die Zweige der Hainbuchen ab. Obendrein tragen sie – wie in jedem Jahr – Fruchtstände, aus denen normalerweise erst im Winter der Wind die Nüsschen mitsamt ihrer Fruchthülle davonträgt.
Ihre selten kreisrunden, meist ovalen und muskulös wirkenden Stämme wirken oft besonders urwüchsig, aber immer sind sie nur untergeordnet. Die Hainbuche war stets nur Dienerin im Walde. In früheren Zeiten lieferten die Zweige mit Ihrem Laub Winterfutter für das Vieh. Wo man sie abhieb, schlugen die Stümpfe regelmäßig wieder aus. Das Heizmaterial war sehr willkommen.
In den Eichenwäldern schätzen die Förster die mittelhohe Baumart, weil sie mit ihrer Krone die Stämme der höheren Bäume beschattet und dadurch – wie gewünscht – möglichst astrein hält. Das macht sie zu einer wichtigen „dienenden Holzart“, deren Welklaub obendrein auch noch ökologisch besonders wertvoll ist, weil es sich schon nach gut einem Jahr zersetzt und dem Boden neue Nährstoffe zuführt.
Das intensive Ausschlagvermögen der Hainbuche wird zur Anlage von Hecken genutzt. Ihm verdanken auch die historisch bedeutsamen Heckengärten der Barockzeit – beispielhaft am Schloss in Oestinghausen – Form und Beständigkeit. Die höheren Lagen im Sauerland meidet die Hainbuche weitgehend; sie ist eine Baumart der Ebene und des Hügellandes. In ihrer Anspruchslosigkeit ist sie durchaus ein Kandidat für den Aufbau der Wälder der Zukunft, in denen sie die Laubmischwälder bereichert.