Draußen beobachtet

Am Stockumer Damm blüht die Felsenbirne

Ein gern gesehener Fremdling am Straßenrand
Erschienen im Soester Anzeiger am 29.04.2016


MÖHNESEE – Beide Sträucher gehören zur Familie der Rosengewächse, beide sind ursprünglich in Nordamerika zuhause, beide sind den Vögeln zuliebe angepflanzt worden. Doch nur einer genießt die Zuneigung des Menschen, der andere gilt als Problempflanze.

Die Rede ist von der Felsenbirne und der Späten Traubenkirsche. Die Felsenbirne hebt sich durch rötlich grüne Blätter vom übrigen frischen Grün ab. Augenblicklich blüht sie in vielen Gärten und Grünanlagen. Auch im Straßenbegleitgrün hat sie vielerorts einen festen Platz. Wer sie noch nicht kennt, aber sie kennen lernen möchte, sollte einen Spaziergang über den Stockumer Damm machen. Dort hat der Landschaftsgärtner die Felsenbirnen dekorativ in die Gehölzplanung einbezogen. Die kleinen weißen Blüten schmücken den Strauch – zu etwa zehn in Trauben vereint – zu einem Zeitpunkt, zu dem die Nachbargehölze noch auf wärmeres Wetter warten.
Die Felsenbirne ist bis zum Sommer attraktiv. Dann reifen ihre blauschwarzen Früchte, die süßlich schmecken und getrocknet an Rosinen erinnern. Die Drosseln und Stare ziehen dieses amerikanische Angebot in der Regel den einheimischen Früchten vor. Etliche Experten unter den Gartenfreunden empfehlen sogar, diese Vorliebe zu nutzen und die eine oder andere Felsenbirne in die Nachbarschaft der Kirschbäume zu setzen. In der Regel gelingt das Ablenkmanöver. Die Kirschen reifen zur selben Zeit wie die Früchte der Felsenbirnen, schmecken den gefiederten Gästen aber offenbar deutlich besser als die Früchte, die der Gartenfreund bevorzugt.
Noch bis in den Herbst ist die Felsenbirne durch die Laubverfärbung eine echte Augenweide. Dass sie sich hier und dort – von Vögeln mit der „Darmfracht“ verschleppt – in Hecken und an den Waldrändern selbstständig gemacht hat, wird auch von jenen Naturschützern hingenommen, die sonst nur „standortheimische“ Pflanzenarten akzeptieren. Felsenbirnen scheinen sich in die hiesigen Lebensgemeinschaften einzufügen – ganz im Gegenteil zu der anderen Amerikanerin, der Späten Traubenkirsche.
Sie wurde ebenfalls zur Bereicherung des Nahrungsangebotes für die Fruchtfresser unter den Vögeln bewusst in manche Wälder eingebracht. Dort hat sie sich über das Wurzelwerk enorm stark vegetativ vermehrt und ausgebreitet, so dass die Späte Traubenkirsche zur „Problempflanze“ wurde, die einheimische Gehölze verdrängt. Der Vergleich von Felsenbirne und Später Traubenkirsche unterstreicht, wie vorsichtig man mit fremdländischen Gehölzen umgehen muss, auch wenn man sie nur in Grünanlagen und im Straßenbegleitgrün anpflanzt. St.