Draußen beobachtet

Auch im Frühling noch vergilbt und tot

Landreitgras überzieht viele Kahlflächen im Walde
Erschienen im Soester Anzeiger am 5.04.2017


MÖHNESEE – Besonders frühlingshaft sehen die sonnenbeschienenen Kahlflächen im Arnsberger Wald nicht aus. Das stellen die Wanderer und Naturfreunde fest, die auf warmen Kahlschlägen und manchen Kyrillflächen schon mehr Leben erwarteten. Weite Flächen werden beherrscht von einem über einen Meter hohen Gras, dessen vorjährige Halme vergilbt zum Teil noch aufrecht stehen: reichlich Nahrung für den hohen Wildbestand – möchte man vermuten. Doch das Landreitgras wird vom Wild strikt gemieden, und auch die Rinder und Pferde im Naturschutzgebiet Kleiberg machen einen großen Bogen darum. So bleiben die grau-gelben Halme bis tief in das Frühjahr hinein stehen.

Aber nicht nur die Ästheten mögen das Waldreitgras nicht, auch die Förster und Waldbesitzer sind wenig erfreut, wenn auf sonnigen Kahlflächen sich das aggressive Gras mit seinen schilfartigen kieselig harten Halmen und Blättern einstellt, das im Laufe des Jahres alle anderen Pflanzenarten verdrängt. So extrem konkurrenz-stark ist das hierzulande weit verbreitete Rispengras nicht nur über der Erde, sondern auch im Wurzelbereich. Bis in ein bis zwei Meter Tiefe dringt es vor und durchdringt den Boden mit seinem stark verzweigten Wurzelwerk. Andere Pflanzen – ob gepflanzt oder natürlich verjüngt – sind in der Gefahr verdämmt oder „ausgedunkelt“ zu werden.

Quelle: Angelika von Tolkacz

Weil die Halme des Waldreitgrases oft massenhaft der Landschaft ihr Gepräge geben und sich durch Rhizome stark ausbreiten, versucht man ihm auf genutzten Flächen durch Mahd Einhalt zu gebieten. Wenn die bultartig wachsenden Gräser erst ergrünen und im Hochsommer, meistens im Juli und August, zu blühen beginnen, tragen sie noch zusätzlich zur Austrocknung des Bodens bei.

So vereint das Waldreitgras in sich gleich mehrere unwillkommenen Eigenschaften, so dass ebenso wie die Förster auch manche Naturschützer von dem „Forstunkraut“ sprechen. Wo man der spontanen Waldentwicklung freien Lauf lassen will, verzögert dieses Rispengras unter Umständen jahrelang das Eindringen und die Ausbreitung der Gehölzvegetation. Das ändert sich erst mit dem Auftreten schattenspendender Gewächse. Das Waldreitgras ist selbst extrem lichthungrig.