Draußen beobachtet

Auch Siebenschläfer haben jetzt Durst

Seltener Gast auf dem Minigolfplatz
Von Professor Dr. Wilfried Stichmann. Erschienen im Soester Anzeiger am 5.09.2018


MÖHNESEE – Pflanzen lassen die Blätter hängen, Vögel kommen zur Vogeltränke, aber auch Säugetiere haben Durst. Das bekam der Inhaber des besonders naturnahgelegenen Minigolfplatzes am Südufer Martin Uckelmann vor einigen Tagen sehr anschaulich demonstriert, als er bei der Kontrolle der Gästetoilette in seinem Holzhaus einen Siebenschläfer antraf. Der stattliche Nager hatte sich durch den Spalt in der Klo-Tür gezwängt und war in die Toilette beim Versuch gefallen, an Wasser zu gelange Heraus kam er mit eigener Kraft nicht mehr. Martin Uckelmann befreite den glitschnassen Burschen – mit Handschuhen ausgestattet –und legte ihn in die Sonne. Eine Stunde später war er weg.

Er hatte das Abenteuer überlebt. Auf die extreme Trockenheit, die die benachbarten Waldbäche und Weiher versiegen ließ, brauchte er eigentlich nicht hinzuweisen. Dass man die Gartenblumen gießen muss, ist allgemein bekannt, dass man für die Gartenvögel eine Vogeltränke einrichtet, wissen zumindest die Naturfreunde. Auch Hunde sollten keinen Durst leiden, während das Herrchen einkauft. Eine Schale mit frischem Wasser aufzustellen, wenn man so naturnah wohnt oder wirkt, mahnt uns der Siebenschläfer, der sehr ortstreu ist. Zumindest ein Vertreter seiner Art war in einer der folgenden Nächte wieder am idyllisch gelegenen Minigolfplatz.

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Die meisten Leser werden in ihrem Leben noch keinen Siebenschläfer lebend gesehen haben, der bei uns vor allem im Hügel- und Bergland heimisch ist. Der Möhnesee scheint an seiner nördlichen Verbreitungsgrenze zu sein. Der silbrig-graue Nager ist kleiner als ein Eichhörnchen und an seinen dunklen Augenumrandungen leicht zu erkennen. Er bleibt wegen seiner nächtlichen Lebensweise häufig unentdeckt. Am bekanntesten ist er durch seinen langen Winterschlaf, zu dem er sich eine frostsichere Höhle gräbt. Im Sommer schläft er tags gern in Nistkästen, auf Dachböden und in Baumhöhlen. Die Siebenschläfer, die auch Bilche genannt werden, fressen am liebsten Baumsamen, Früchte und Rinde wie viele andere Nagetiere. Um ein möglichst komplettes Bild von der Verbreitung des Siebenschläfers zu gewinnen, werden Mitteilungen über Beobachtungen gern entgegengenommen.