Draußen beobachtet

Bauchpilze als Puderquasten

Boviste gehören zu den häufigsten Pilzarten
Von Professor Dr. Wilfried Stichmann. Erschienen im Soester Anzeiger am 07.10.2017


MÖHNESEE – Das Wetter, mit dem Urlauber nicht immer so recht zufrieden waren, hat den Pilzen offenbar zugesagt. Pilzsammler, die außerhalb der Naturschutzgebiete im Arnsberger Wald unterwegs waren, sprechen von einem „guten Pilzjahr“. In den Schutzgebieten aber müssten die Pilze eigentlich unangetastet bleiben, weil die geschützten Bereiche nicht außerhalb der Wege betreten werden dürfen.

Zu den Pilzarten, die auch Kindern schon früh bekannt sind, gehören die Boviste, die zu den Bauchpilzen gehören. Bei ihnen reifen die Sporen im Innern der Fruchtkörper. Sie gelangen erst spät nach draußen, wenn die anfangs weißliche Masse zu feinem Sporenstaub zerfallen ist und sich im Scheitelbereich eine Öffnung für das Ausstäuben gebildet hat. Dadurch werden die Boviste für viele Kinder erst besonders interessant. Vor allem die nieren- bis kugelförmigen Kartoffelboviste, die zu den häufigsten Pilzen unserer Wälder gehören und meistens bräunlich und dickschalig sind, werden von den Kindern gern als Puderquasten benutzt. Da die bei der Reife schwärzlich-violett werdenden Sporen nicht giftig sind, mag man dem Kinderspiel den einen oder anderen Kartoffelbovist getrost opfern. Essbar sind die Boviste ohnehin nicht.

Quelle: Angelika von Tolkacz

Der Flaschenbovist ist an seiner Gestalt zu erkennen. Sie kommt dadurch zustande, dass der fünf bis acht Zentimeter hohe Fruchtkörper sich in einen dünnen Stiel verjüngt, durch den der hübsche Pilz wie eine auf den Kopf gestellte Flasche wirkt. Solange der Flaschenbovist noch weiß und ansehnlich ist, kann man ihn getrost essen.
Dasselbe gilt auch für den durch seine Größe und sein Gewicht von bis zu zehn Kilogramm schweren Riesenbovist, der lange Zeit weiß ist, bevor er sich gelblich grau verfärbt. Er wird häufiger entdeckt, weil er auch in Gärten, auf Wiesen und in Parks wächst. Weil der Riesenbovist oft Jahr für Jahr am selben Ort wächst, findet er meistens ein besonderes öffentliches Interesse.
Generell gilt für alle Pilze die Regel: Entnehme und beschädige nie einen Pilz, es sei denn, du willst ihn zubereiten oder mit dem Kartoffelbovist experimentieren. Die Pilze sind allesamt wichtige Glieder ihrer Lebensgemeinschaft.