Draußen beobachtet

Bauernorchideen im Straßengraben

Im letzten Jahrhundert aus Ostindien in die Gärten geholt
Von Professor Dr. Wilfried Stichmann. Erschienen im Soester Anzeiger am 13.09.2017


MÖHNESEE – Wo sich die bis zu zwei Meter hohe auffällige Pflanze mit den karminroten Blüten wie in den Straßengräben „Im Möhnetal“ in Völlinghausen erst einstellt, hat sie binnen weniger Jahre punktuell Massenvorkommen gebildet. Es ist das Indische oder Drüsige Springkraut, dessen Blüten so schön sind, dass es vielerorts auch „Bauernorchidee“ genannt wird. Als Zierpflanze holte man die leicht vermehrbare Art aus Ostindien in heimische Gärten. Aber dort blieb sie nicht. In den letzten Jahrzehnten brach sie immer häufiger aus und wurde zur Wildpflanze, die große Reinbestände bilden und die heimische Pflanzenwelt verdrängen kann. Das ist vor allem auf feuchten Standorten der Fall. Abschnitte im Ruhrtal, aber auch an der Möhne, vor allem an den Flüssen und im Sauerland mancherorts in den Straßengräben sind zur Zeit von den Blüten und den rötlichen gläsernen Stängeln des Indischen Springkrauts beherrscht.
Im Gegensatz zum Riesenbärenklau, der auch Herkulesstaude genannt wird und ebenfalls aus Asien eingeschleppt wurde, kann man das Springkraut leicht aus der Erde ziehen. Es ist keine Staude, sondern eine einjährige Pflanze, die alljährlich viele Samen ausstreut. Naturschützer raten davon ab, sie heute noch als Zierpflanze in Gärten auszusäen, um nicht noch weitere Ausbreitungsherde dieser aggressiven Art zu schaffen.
Das Indische Springkraut ist mit unserem heimischen gelbblütigen Springkraut verwandt, das allgemein als „Kräutchen Rühr-mich-nicht-an“ bekannt ist. Diesen Namen verdankt es dem Schleudermechanismus, der bei Berührung der Früchte ausgelöst wird und die Samen meterweit „springen“ lässt. Der Indische Gast kommt sogar auf Weiten bis zu sechs Meter. Wegen der ungewöhnlich großen Drüsen an den Blattstielen und dem unteren Teil der Blätter wird die eingeschleppte Art auch „Drüsiges Springkraut“ genannt.
Nur die Hummeln heißen die Gäste aus Asien wegen deren Nektarangebot noch willkommen. Die Naturschützer haben überall in Europa das “Drüsige Springkraut“ als „invasive“, schwer beherrschbare Art, die heimische Pflanzenarten verdrängt, auf die Liste der zu bekämpfenden Pflanzenarten gesetzt. St.