Draußen beobachtet

Baumhasel ist ein Baum mit Zukunft

Abgefallene Nüsse werden oft achtlos zertreten

Von Professor Dr. Wilfried Stichmann. Erschienen im Soester Anzeiger am 9.10.2019


MÖHNESEE – Während auch an der Möhne die Menschen den zweiten Sommer wegen der Hitze nur mühsam überstanden haben, war das Wetter für einige Bäume in der Nähe der Sparkasse in Körbecke geradezu ideal. Sie haben üppig geblüht und Früchte getragen, die jetzt abfallen und meist leider achtlos zertreten werden. Die Rede ist von der Baumhasel, die auch „Türkischer Nussbaum“ genannt wird. Sie ist ein naher Verwandter der häufigen und allgemein bekannten Haselnusssträucher in unseren Laubwäldern, nur dass sie nicht strauchförmig bleibt, sondern zum mittelhohen Baum von bis zu 25 Metern Höhe heranwächst.
Schon in der Antike haben die Griechen die Art, die von Natur aus in Kleinasien heimisch war, nach Europa geholt. Und das hatte einen guten Grund. Die Nüsse der Baumhasel schmecken ebenso gut wie die unserer heimischen Haselsträucher. Unsere Vorfahren haben schon in der Bronzezeit Haselnüsse in Mengen gesammelt.
In einigen Pfahlbausiedlungen fanden die Archäologen ganze Schichten von Nussschalen, die darauf schließen lassen, dass Haselnüsse als Nahrungsmittel damals eine bedeutende Rolle gespielt haben müssen. Die Nüsse der Baumhasel sind etwas kleiner und dickschaliger als die Haselnüsse und sitzen in Büscheln beisammen. Die Fruchthüllen sind tief zerschlitzt. Es lohnt sich schon, die Nüsse der Baumhasel auszulesen. Die im Handel angebotenen Nüsse stammen in der Regel auch von dieser Art und werden aus Südosteuropa und aus der Türkei importiert. Wie unsere heimischen Haselsträucher strecken auch die Baumhaseln schon im Februar ihre bis zu zwölf Zentimeter langen Kätzchen und lassen den Wind den Pollen verteilen. Wegen ihrer Trockenheitsresistenz und ihrer Hitzebeständigkeit haben sie manche Planer als Schattenspender für überhitzte Stadtquartiere empfohlen. Eben wegen dieser Eigenschaften wird sie der Klimawandel möglicherweise auch für den Waldbau interessant machen.
Nicht nur die Wildschweine würden sich an den Nüssen laben. Wenn die Bäume erst einmal allgemein bekannt sind, werden sie – wie die Walnussbäume in Gärten und Parks – Ziel eifriger Sammler sein. Auch das Holz stärkerer Baumhaseln ist – vor allem in der Möbelindustrie und für Schnitzarbeiten – gut nutzbar.