Draußen beobachtet

Beeren, die jeder kennen sollte

Beeren, die jeder kennen sollte
Von Professor Dr. Wilfried Stichmann. Erschienen im Soester Anzeiger am 6.09.2017


MÖHNESEE – Wer gelegentlich Wildfrüchte am Wanderweg zu naschen pflegt, sollte auf jeden Fall die Tollkirschen kennen, um sie sicher meiden zu können.
Die gefährlichste aller heimischen Pflanzen ist in unseren Wäldern keine Seltenheit. Nicht nur auf der Haar, auf deren basenreichen Böden man sie am ehesten erwartet, sondern auch vielerorts im Arnsberger Wald reifen jetzt die verlockenden Früchte, besonders zahlreich am Wanderweg von der „Grünen Hoffnung“ zu den Fünf-Wegen.
Die glänzend schwarzen Beeren sind so besonders heimtückisch, weil sie schön aussehen und auch nicht schlecht schmecken, aber tödlich giftige Alkaloide wie Hyoscamin und Atropin enthalten. Sie verursachen anfangs rauschartige Zustände, durch die man im Mittelalter Hexen zu überführen versuchte. In geringer Dosis wird die pupillenerweiternde Funktion des Atropins in der Augenheilkunde genutzt. Glänzende Augen und große Pupillen wurden früher mit seiner Hilfe erreicht, worauf der wissenschaftliche Artname „bella donna“ (= schöne Frau) zurückgeht. Gleichzeitig weist der Gattungsname „Atropa“ auf die in höherer Dosis unabwendbar tödliche Wirkung hin.
Bei jeder versehentlichen Vergiftung mit Tollkirschen muss unverzüglich Erbrechen ausgelöst und ein Arzt aufgesucht werden. Die Beeren fallen durch den sie umgebenden fünfblättrigen, vergrößerten Kelch auf.

Quelle: Angelika von Tolkacz

Drosseln können sie unbeschadet verzehren und in ihrem Darm die in den Beeren befindlichen Samen verbreiten.
Die Staude wird über einen Meter hoch und hat eine ebenso lange Pfahlwurzel als Speicherorgan. Ihre Blütezeit beginnt im Juni und endet im Hochsommer. Die glockigen, schmutzig grün-violetten Blüten werden vor allem von Hummeln besucht.
Wanderern und Spaziergängern wird empfohlen, sich unbedingt schon bei nächster Gelegenheit für die seit alters bekannte, nicht nur in den Früchten, sondern in allen Teilen giftige Tollkirsche zu interessieren,
Vor allem Kinder sollten unbedingt die Art mit ihren Früchten so früh wie möglich kennenlernen.