Draußen beobachtet

Beutegreifer kommen gegen die Sikas nicht an

Natürliche Regulierung des Wildbestandes kaum möglich

Von Professor Dr. Wilfried Stichmann. Erschienen im Soester Anzeiger am 27.11.2019


MÖHNESEE – Die Gefährdung der Wiederaufforstung des Waldes durch die überhöhten Wildbestände bereitet weiterhin Heimat- und Naturfreunden Kopfzerbrechen. Wenn Jäger die überhöhten Wildbestände nicht regulieren könnten, wäre die Rückkehr größerer Beutegreifer in den Arnsberger Wald vielleicht eine natürliche Hilfe.
Angesichts der aktuellen Diskussion ist offensichtlich an den Wolf gedacht. Doch nicht nur die Viehhalter, sondern auch viele Jäger und Naturschützer können dieser Idee wenig Positives abgewinnen, weil die Wölfe nicht vor allem in den Wäldern jagen. Auch die fünf gegenwärtig im Gemeindegebiet sesshaften größeren Raubtiere kommen als Wahrer einer natürlichen Bestandsdichte beim Sikawild nicht in Betracht. Am ehesten könnte da noch der Luchs in den Wildbestand eingreifen, der allerdings erst einmal im Arnsberger Wald nachgewiesen wurde. Ernsthaft wurde jedoch bereits überlegt, ob die rund einen Meter große und etwa 25 Kilo schwere Raubkatze Luchs nicht wieder eingebürgert werden könnte, zumal die Art früher in Westfalen heimisch war.
Die fünf anderen hierzulande heimischen Raubtierarten sind zu klein, als dass sie als Beutegreifer zur Regulierung der Schalenwildbestände beitragen könnten. Füchse sind in den Feldfluren, im Walde und sogar mancherorts in den Siedlungen vertreten. Noch zahlreicher die Waschbären, die es erst seit knapp 80 Jahren in Europa gibt und die in jüngster Zeit in der Gemeinde Möhnesee zur Plage werden. Sie sind kleiner und leichter als die Füchse und erst recht als die Dachse, die vereinzelt im Waldgebiet, aber auch in den Feldgehölzen leben.
Die seltenste unter den größeren Raubtierarten ist die Wildkatze, die jahrelang übersehen wurde, inzwischen aber mehrere gesicherte Vorkommen im Arnsberger Wald hat. Sie ist besonders schutzwürdig im Rahmen der Erhaltung der Artenvielfalt. Früher lebte auch der circa 80 Zentimeter große Fischotter in mehreren sauerländischen Bächen. Ihm wurde so intensiv nachgestellt, weil man ihn als Konkurrenten um die Fischbeute gezielt ausschalten wollte. Heute betrachtet man die Wiederausbreitung des Fischotters im Münsterland mit Wohlwollen, zugleich als ein Indiz für die Gesundung mancher früher stärker verschmutzten Gewässer. Auch im Flussgebiet der Ruhr hat der Fischräuber sowohl unter den Naturschützern als auch unter den Sportfischern heute viele Freunde, die seine Rückkehr begrüßen würden.