Draußen beobachtet

Buddleja und die Tagfalter

Weniger Schmetterlinge am Sommerflieder
Von Professor Dr. Wilfried Stichmann. Erschienen im Soester Anzeiger am 11.08.2017


MÖHNESEE – Der Sommerflieder, der aus China zu uns gekommen ist, scheint die Erwärmung im Rahmen des Klimawandels zu begrüßen; immer häufiger begegnet man ihm auch außerhalb der Gärten. In der freien Landschaft bevorzugt er frostgeschützte Standorte, besonders auf Industriebrachen, wo er sich – vom Winde verweht- ansiedelt.
Aber auch als drei bis vier Meter hoher Gartenstrauch ist er weiterhin sehr beliebt, vor allem weil man an seinen bis zu 30 Zentimeter langen Blütenrispen sehr gut verschiedene Schmetterlingsarten beobachten kann.

Viele Gartenfreunde kennen ihn deshalb auch als „Schmetterlingsstrauch“ oder mit dem wissenschaftlichen Namen „Buddleja“, der an den englischen Geistlichen und Naturwissenschaftler Pater Adam Buddle (1660 – 1715) erinnert. Die Pflanzengattung umfasst über 100 Arten, unter denen die Art Buddleja davidii in den Gärten hierzulande die verbreitetste ist. Es gibt sie inzwischen schon in etlichen verschiedenen Zuchtformen mit besonders großen, walzenförmigen Blütenständen, meistens in Fliederfarben, Blau und Rosa, aber auch in Weiß.
Die meisten duften ausgesprochen stark und angenehm. Schmetterlinge werden von weit her angelockt. Sie genießen ganz offensichtlich den Nektar der zahlreichen Blüten. Vorherrschend sind die bekannten Tagfalter mit ihren dekorativen Farbmustern auf den Flügeln. Etliche Gartenfreunde zählen schon seit Jahren die Tagfalter auf ihren Schmetterlingssträuchern und kommen zu dem Eindruck, dass es von Jahr zu Jahr weniger bunte „Sommervögel“ gibt. Experten erinnern daran, dass die Falter nicht nur Nektar, sondern auch ganz spezifische Futterpflanzen für ihre Raupen brauchen – und die werden in unseren sauber gepflegten Siedlungsgärten wie in den chemiegereinigten Feldfluren immer seltener.

Quelle: Angelika von Tolkacz

Das versteht man, wenn man erfährt, dass die wichtigste Futterpflanze für unsere drei häufigsten Tagfalter – für den Kleinen Fuchs, das Tagpfauenauge und den Admiral- ausgerechnet die Brennnessel ist, die in Massenbeständen fast nur noch an stickstoffreichen Straßen- und Wegrändern wächst. Schon auch deshalb sollte man diese letzten Wildlandreste in unserer Kulturlandschaft ungemäht lassen, auch wenn die Brennnesseln nicht so ansprechend wie andere Wildkräuter sind.