Draußen beobachtet

Das war doch kein Januar

Es fielen im ganzen Monat nur 57 Millimeter Niederschlag

Von Professor Dr. Wilfried Stichmann. Erschienen im Soester Anzeiger am 5.02.2020


MÖHNESEE –
Schon Mitte Januar schwellen die Blütenknospen der Bitterorange und seit dem 20. Januar blühen im Garten die ersten Schneeglöckchen und Winterlinge. Hasel und Schwarzerle begannen noch früher ihre Pollen zu verteilen. Es war schon ein merkwürdiger Januar.
In Hamm, wo der Frühling immer ein bis zwei Wochen früher einzieht als an der Möhne, blühten die Schneeglöckchen vor 80 Jahren erst am 7. Februar, rechtzeitig für ein Sträußchen zum Geburtstag der Großmutter, heute gewiss noch viel früher. Nur siebenmal sank im Januar 2020 im Garten am Zuckerberg, in der Germanensiedlung in Körbecke, die Temperatur ein bis zwei Grad unter den Gefrierpunkt, dafür überstieg sie ebenso oft die Plus-Zehn-Grad-Marke. Ein milder Wintermonat, fast wie gelegentlich am Mittelmeer!
Geradezu katastrophal gestalten sich die Niederschlagsverhältnisse. Streng genommen setzte sich die Dürre des letzten Sommers fort. Im Januar 2020 fielen am genannten, nicht amtlichen Messpunkt nur 57 Millimeter Niederschlag. Die vom Wetterbericht mehrfach prophezeiten Wolken zogen an Körbecke vorbei und brachten bestenfalls einige Regentropfen. Im Januar 2019 waren es immerhin noch 120 Millimeter.
Das hat im vorigen Winter zwar für die Füllung des Möhnesees genügt, aber für den Wald war es auch damals zu wenig. Trotz stärkerem Zufluss aus dem nördlichen Sauerland, hat der Möhnesee in diesem Winter den erwarteten Vollstau noch nicht erreicht. Für die bereits dürregeschädigten Bäume, soweit sie die Borkenkäfer-Epidemie überstanden haben, ist der Wassermangel bedrohlich. An den meisten Orten im Arnsberger Wald ist der Boden in einer Tiefe über 50 Zentimeter rappeltrocken. Und die Baumwurzeln liegen deutlich tiefer.
Die Wasservögel haben sich aus dem Hevetal und vom Hauptsee im Vergleich zu früheren Jahren stärker zurückgezogen und konzentrieren sich zurzeit auf dem Wameler Becken oberhalb des Stockumer Damms, wo der Wasserspiegel immer mehr oder weniger konstant ist. Viele Menschen hoffen nach dem trockenen Januar darauf, dass der Februar noch den erwarteten Niederschlag bringt.