Wald mit wechselvoller Geschichte. Von Professor Dr. Wilfried Stichmann

Warum er mehr ist als irgendein Wald.
Möhnesee – Wenn schon Wälder nicht mehr – wie bis 2010 üblich – generell von Windkraftanlagen freigehalten werden, dann nimmt der Arnsberger Wald doch eine Sonderstellung ein. Er ist das größte und am wenigsten durch Straßen zerschnittene Waldgebiet Nordrhein-Westfalens. Dass er über 2000 Jahre in seiner Ausdehnung kaum verändert wurde, verdankt er den Menschen, die ihn auf wechselvolle Art nutzten, aber stets schonten und pflegten. Sie haben uns ein Erbe hinterlassen, das heute als Erholungsraum für die Menschen im benachbarten Ruhrgebiet und als Reservat für die Tier- und Pflanzenwelt wertvoller ist als je zuvor.
Dieses einzigartige Erbe ist nun in Gefahr, innerhalb nicht einmal einer Generation entwertet zu werden. Gegen den Willen der Bevölkerung werden in der Mitte des Arnsberger Waldes Windräder als industrielle Anlagen kaum vorstellbarer Größe geplant, die den Charakter des Waldgebietes grundlegend verändern würden.
Während im weiter westlich gelegenen Revier das staatliche Lehr- und Versuchsforstamt mit Engagement versucht, den Wald hinsichtlich seiner Naturnähe zu optimieren und durch Schutz- und Wildnisgebiete kostenaufwendig die Biodiversität zu steigern, droht im östlichen Teil desselben Waldgebietes dessen Zerstörung. Dieser extreme Gegensatz ruft neben den Naturschützern auch die Heimatfreunde der Region auf den Plan: der Arnsberger Wald muss in seiner Gesamtheit als unersetzbares historisches Erbe betrachtet werden, das eines umfassenden Schutzes und einer gründlichen geschichtlichen Aufarbeitung bedarf.
Er beheimatet eine größere Zahl besonders schutzwürdiger Tierarten, die dank seiner Größe die Chance haben, ihre Reviere zu wählen und zu verlagern. Deshalb ist das Waldgebiet in seiner Gesamtheit zu betrachten und zu schützen.