Draußen beobachtet

Der Auftakt zur Obstbaumblüte

Die vier heimischen Obstbaumarten brauchen die Insekten

Von Professor Dr. Wilfried Stichmann. Erschienen im Soester Anzeiger am 30.03.2019


MÖHNESEE – Während in Soest schon die Kirschblüte die Menschen erfreut, haben im Möhnetal erst einige Pfirsichbäume ihre Blüten geöffnet. Sie sind die ersten im Quartett der traditionellen heimischen Obst¬baumarten. Pfirsich-, Kirsch-, Pflaumen- und Apfelbäume blühen leicht zeitversetzt. So werden die Bestäuber nicht allzu sehr überfordert.
Dass es in Westfalen – zumal im Sauerland – nur vergleichsweise wenige Pfirsichbäume gibt, hängt mit deren Frostempfindlichtkeit zusammen. Nicht nur die frühe Blütezeit setzt die Pfirsiche den häufigen Spätfrösten aus. Auch die Bäumchen selbst sind frostempfindlich. Erst eine weitere Erwärmung gibt dem Obstbaum mit den großen, schmackhaften Früchten jene Chance, die sie bislang nur in besonders milden Lagen hat.
Der Pfirsichbaum, der sich schon im März mit seinen rosaroten Blüten schmückt, gehört wie alle heimischen Obstbäume zu den Rosenge¬wächsen und zusammen mit den Kirsch- und Pflaumenbäumen zum Steinobst und zur gleichen Gattung, die den wissenschaftlichen Namen „Prunus“ trägt, mit dem schon die Römer die Pflaume versahen. Mit dem kompletten Namen „Prunus persica“ ist das so eine Sache. Hier werden die Chinesen, die Pfirsiche schon dreitausend Jahre vor Christi Geburt züchteten, schlichtweg übergangen. Den Persern, von denen die Römer erst im ersten Jahrhundert nach Christi Geburt die Pfirsiche übernahmen, fiel unverdient die Ehre der Namenspaten zu. Aus dem „persica“ wurde das deutsche „Pfirsich“.
Die Römer verbreiteten die Pfirsiche in ihrem Riesenreich. So gelangten auch die ersten Pfirsichbäume ins Rheinland und nach Süddeutschland. Hildegard von Bingen kannte die behaarten Früchte und empfahl sie zur Behandlung verschiedener Krankheiten.
Auch in der mittelalterlichen Literatur tauchen die Pfirsiche immer wieder auf, doch die eigentliche Karriere, wie sie beispiels¬weise die in Mitteleuropa heimische Kirsche machte, bleibt ihr bis¬lang versagt. Nicht ausgeschlossen ist, dass sie ihr noch bevorsteht, wenn warme Sommer wie im letzten Jahr und milde Winter die Regel werden. Dann brauchte der Pfirsichbaum nur noch den passenden Standort und einen nährstoffreichen Boden.