Draußen beobachtet

Der Reiz der winterkahlen Bäume

Mehr für die natürliche Schönheit tun
Von Professor Dr. Wilfried Stichmann. Erschienen im Soester Anzeiger am 3.03.2018


MÖHNESEE – Unlängst ging die Klage durch die Presse, dass im Gegensatz zu anderen Gemeinden im Kreis Soest die Zahl der Besucher an der Möhne im letzten Jahr nicht mehr gestiegen sei. Heimat- und Naturfreunde verwundert das nicht. Gar zu wenig wird getan, um die natürliche Schönheit, mit der die Gemeinde Möhnesee reich gesegnet ist, zu bewahren und besonders hervorzuheben – auf jeden Fall nicht bedenkenlos zu verbrauchen.

Wanderer und Spaziergänger werden es bestätigen, dass gerade winterkahle Bäume oft mit skurrilem Wuchs und mit der Eigenart der Rinde einen reizvollen Anblick bieten. Da bedarf es keines Formschnitts, der in Parks für den „Tüpfel“ auf dem „I“ sorgen soll, oder Unebenheiten korrigiert. Wie winterkahle Laubbäume gerade durch die etwas bizarreren Wuchsformen die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, erlebt man beispielsweise im Friedwald auf der Hevehalbinsel.

Quelle: Angelika von Tolkacz

Aber auch in der Bischofshaar und in den Eichen-Hainbuchenwäldern gibt es malerische Strecken. Nicht zuletzt auch im Übergangsbereich von den Dörfern in die freie Landschaft gilt es, Bäume und Baumgruppen zu erhalten und neue Situationen durch Anpflanzungen zu schaffen.
Gerade was die Grüngestaltung und Erhaltung anbetrifft, müssen sich die Erholungsgebiete in der Nachbarschaft der Städte und des Ruhrgebiets Mühe geben, mitzuhalten. Dass dies registriert wird, beweist die ironische Bemerkung einiger Naturfreunde aus Dortmund: „An der Möhne werden die Touristen gleich von einer Krüppelarmee empfangen“. Dabei verwiesen sie auf die Baumgruppe am Kreisel in Delecke, die auf öffentlichem Grund steht und erst vor wenigen Jahren gepflanzt wurde. Sie ist nahezu des kompletten Wipfels beraubt worden und bietet alles andere als einen naturnahen, einladenden Eindruck.