Draußen beobachtet

Die ersten verlassen uns

Turmbewohner in Körbecke an einem Einfamilienhaus

Von Professor Dr. Wilfried Stichmann. Erschienen im Soester Anzeiger am 3.08.2019


MÖHNESEE – Sogar Mönch und Zilpzalp sind seit einer Woche verstummt, fast nur die Ringel- und die Türkentauben sind noch regelmäßig zu hören. Die Mauersegler haben sich nach nur dreimonatigem Aufenthalt in ihrer Brutheimat wieder auf die Reise nach Äquatorial- und Südafrika begeben.
Sie werden selbst von Naturfreunden manchmal mit Schwalben verwechselt, mit denen sie nicht einmal verwandt sind. Mauersegler und Schwalben gehen nur auf gleiche Weise der Insektenjagd nach, die Mauersegler allerdings in rasanterem Flug und meistens höher am Himmel als die Schwalben.
In Soest und in den meisten Städten ringsum brüten die Mauersegler an den höchsten Gebäuden, an Kirchtürmen und in Hohlräumen unter Dachziegeln. In Körbecke allerdings ist es Ulrich Elkemann gelungen, eine Mauerseglerkolonie an der Frontseite seines Einfamilienhauses anzusiedeln. Dort brüteten auch in diesem Jahr wieder mehrere Paare in eigens für sie aufgehängten Nistkästen, aber auch unerwarteterweise in zwei Meisenkästen mit 3-cm-Einflugloch.
Nur einmal im Jahr ziehen die Mauersegler 2 bis 3 Junge groß. Beide Partner teilen sich das Brutgeschäft. Die blind geborenen Nesthocker verlassen erst nach etwa 40 Tagen das Nest, eine für andere Vögel ungewöhnlich lange Nestlingszeit. Danach konnte man die Segler in Trupps hoch am Himmel jagen sehen, über ihrem Körbecker Brutort jedoch gelegentlich in schneidigem Tiefflug. Reflexartig zogen die Beobachter die Köpfe ein, obwohl eine Kollision kaum zu befürchten war.
Später schraubten sich die Trupps immer höher himmelwärts, um hoch in der Luft zu übernachten. So merkwürdig dies auch klingt, ist es doch gut belegt wie auch andere Besonderheiten, die diese Flugspezialisten auszeichnen. Sie trinken im Fluge und führen ebenso fliegend die Begattung aus. So gut sie in der Luft sind, so schlecht sind sie am Boden. Auf einem Ast wie andere Vögel sitzen sehen wird man Mauersegler nie. Mit ihren vier Zehen, die allesamt nach vorn ausgerichtet sind, können sie sich bestenfalls an senkrechtem Mauerwerk anklammern. Ihre Körbecker Brutkästen flogen sie im Eiltempo an, bremsten nur kurz ab und verschwanden sofort im Einflugloch.