Draußen beobachtet

Die häufigsten Bäume weit und breit

Der Wind verbreitet die Birken überall
Von Professor Dr. Wilfried Stichmann. Erschienen im Soester Anzeiger am 25.11.2017


MÖHNESEE – Einmal im Jahr muss man vielerorts die Dachrinnen säubern. Anderenfalls darf man sich nicht wundern, dort neben dem Welklaub auch schon mal eine kleine Birke entfernen zu müssen. Ebenso aus Blumenbeeten oder Pflasterritzen. Der Wind trägt die in Unmengen produzierten Nüsschen der Birken überall hin. So ist es zu erklären, dass die Birke die häufigste und am weitesten verbreitete Baumart unserer Heimat ist.

Im Arnsberger Wald hat sie binnen kurzer Zeit die Kahlflächen überzogen, die durch Kahlschlag oder durch Kyrill entstanden sind. Aber auch Waldränder, lichte Wälder und alle erdenklichen anderen Orte kommen als Siedlungsflächen der Birken in Betracht, bei denen es sich in Wirklichkeit um zwei verschiedene Arten, die Hänge- und die Moorbirke, handelt. Beide haben noch etliche weitere Namen, werden aber nur selten unterschieden. Da junge Birken oft sehr zahlreich und dicht heranwachsen, gestattet der Waldbesitzer meistens zu Pfingsten die Entnahme von Maigrün und den Schützen das Laubholen. Frisch ausgetriebene Birken sind besonders schön, die weißen Rinden der Erwachsenen nicht minder. Sie trugen dazu bei, dass die Birken schon in vorchristlicher Zeit
bei unseren Vorfahren ein hohes Ansehen genossen.

Quelle: Angelika von Tolkacz

Birken eigneten sich jahrhundertelang zum Besenbinden, darunter auch für die Reiserbesen, auf denen die Hexen zum Bocksberg ritten. Ihr Holz ist nicht besonders witterungsbeständig, aber hervorragend geeignet für den Kamin, auch für Sperrholz, Span- und Faserplatten. Mancher Leser wird auch schon gleich an das Birkenwasser denken, das man früher häufiger gewann. Dazu wurden im März, wenn das Blutungswasser in den Stämmen aufsteigt, stärkere Stämme zwei bis vier Zentimeter tief angebohrt und das austretende Birkenwasser aufgefangen. An einem Tag sollen dabei bis über fünf Liter geflossen sein. Doch dazu musste man mehr dieser weit verbreiteten und anspruchslo­sen Licht- und Pionierpflanzen groß werden lassen, die bis zu 120 Jahre alt und bis zu 30 Meter hoch werden können, aber nur aus­nahmsweise einmal größere Birkenreinbestände bilden dürfen.