Draußen beobachtet

Die Königin der Blume

Die Rose als Begleiterin der Menschheitsgeschichte

Von Professor Dr. Wilfried Stichmann. Erschienen im Soester Anzeiger am 19.06.2019


MÖHNESEE – Mancher ältere Leser erinnert sich noch daran, das Soldatenlied von den blühenden Heckenrosen im Marschtritt geschmettert zu haben. Vereinzelt schmücken auch heute noch die Heckenrosen den Straßenrand, zwar nicht so üppig wie in den Beckumer Bergen, aber genug für ein Foto etwa am Stockumer Weg.
Die Heckenrose – frei von den Botanikern Hundsrose (Rosa canina, canis = lateinisch der Hund) – ist eine der fast 200 Wildrosenarten, die es in der Alten Welt gibt und aus denen die Menschen die riesige Fülle verschiedener Gartenrosen gezüchtet haben, die uns im „Rosenmonat“ Juni erfreuen. Viele Rosensorten in den Gärten haben besonders volle Blüten; sie sind „gefüllt“. Bei ihnen sind Staubblätter im Rahmen der Zucht ganz oder teilweise zu zusätzlichen Blütenblättern geworden.

Foto: Angelika von Tolkacz

Unsere Wildrosen beschränken sich – wie manche einfache Gartenrosensorte – auf die ursprünglichen fünf Blütenblätter, präsentieren dafür den Gästen aus dem Insektenreich viele Staubblätter mit Pollen im Überfluss. Er wird den Fliegen und Hummeln und fast allen anderen Insektenarten nur in den Morgenstunden angeboten. Nur die Falter fehlen unter den Rosenbesuchern; sie ziehen den Sommerflieder (Buddleia) vor.
Rosen spielen in der Menschheitsgeschichte zu allen Zeiten eine herausragende Rolle. Schon die Pfahlbauer haben sie gekannt, wenn man in ihren Siedlungen auch nur ihre Früchte, die Hagebutten, gefunden hat. An der Schönheit der Rosen erfreuten sich im Altertum schon die Perser, von denen die Babylonier Zuchtformen der Rosen übernahmen. In der Römerzeit nutzten die Herrscher Rosen zur Demonstration von Prunk und Pracht. Berühmte Rosengärten wie der in Dortmund und in Seppenrade präsentieren die Formen- und Farbenvielfalt, in der nur die Farbe Blau fehlt.
„Keine Rose ohne Dornen“, heißt es im Sprichwort, „…ohne Stachel“ sagen die Botaniker, weil es sich um Bildungen der Haut, der Epidermis, handelt.
Die Wildrosen sind besonders reich an Stacheln, die die Rose nicht nur vor Wild- und Viehverbiss schützen, sondern ihr auch Halt beim Klimmen geben. Baumschulen verwenden gern Hundsrosen als Unterlage für schwächer wüchsige Rosensorten.
Wer eine wilde Rose in seinem Garten oder in seiner Umgebung haben möchte, kann aus einem 10 bis 15 cm langen Rosentrieb leicht einen Steckling ziehen.