Draußen beobachtet

Die Königin der Blumen

Rosen werden seit dem Altertum hochverehrt
Von Professor Dr. Wilfried Stichmann. Erschienen im Soester Anzeiger am 09.06.2018


MÖHNESEE – Über 200 Arten der Gattung „Rosa“ schmücken die Nordhalbkugel und ein Vielfaches davon, wollte man alle Zuchtformen auflisten. In der Gemeinde Möhnesee müsste man lange suchen, wollte man einen Garten finden, in dem es keine Rosen gibt. Die wildwachsenden Rosen sind bei uns weniger artenreich, aber zumindest auf kalkreichen Böden zwischen Haar und Möhne in den übrig gebliebenen Hecken und Gebüschen anzutreffen. Ihre Namen deuten auf ihren Lebensraum hin: Heckenrose auf den Strauch und Hagebutte für die Frucht jenes Strauchs, der am Hag, am Zaun oder in der trockenen Hecke wächst.
Seit dem Altertum und seit Jahrhunderten vor Christi Geburt hat es von den Persern bis zur Gegenwart keine Generation gegeben, die nicht die Rosen verehrt hätte. Das hat in der deutschen Sprache zu besonders vielen Redewendungen geführt. Man streut sich gegenseitig Rosen oder ist sogar auf Rosen gebettet. Die Züchtung hat uns Rosen in allen Farben beschert, nur Blau ausgenommen. „Keine Rose ohne Dornen“ ist ein häufig benutztes „geflügeltes Wort“ und eine willkommenen Gelegenheit, einen anderen Menschen mit eigenem Schulwissen zu korrigieren. Die Rosen schützen sich nicht mit „Dornen“ gegen Tierfraß, sondern mit „Stacheln“, weil es sich um Bildungen des Rindengewebes handelt, das leicht ablösbar ist. Eine weitere Funktion der Stachel gestattet ihnen zu klettern, indem sie sich ineinander verhaken.

Quelle: Angelika von Tolkacz

Betörend ist der Duft verschiedener Rosensorten, der so stark sein kann, dass er ganze Gärten verzaubert. Seit dem Altertum lieben ihn die Menschen und gewinnen aus den Blütenblättern das Rosenöl als Parfüm. Zu Hagebuttenmus und Tee werden meistens Wildrosen verarbeitet, deren Vitamingehalt gerühmt wird.
Wer von bestimmten Rosensorten weitere Exemplare haben möchte, kann diese durch Absenker erhalten. Dazu werden Triebe mit der Spitze übererdet. Sie bewurzeln sich selbst.
Für empfindlichere Edelrosen werden oft robuste Wildrosen als Unterlage benutzt. In der Nachbarschaft gibt es Baumschulen, die sich mehr oder weniger ausschließlich der Vermehrung von Rosen widmen.
In diesem Jahr scheinen sich die Rosen in den Gärten besonders gut zu entwickeln, üppig zu blühen und den Menschen Freude zu bereiten.