Draußen beobachtet

Die „Königin des Gartens“

Früher meistens als Topfpflanze verschenkt

Von Professor Dr. Wilfried Stichmann. Erschienen im Soester Anzeiger am 8.09.2019


MÖHNESEE – In vielen heimischen Gärten haben Hortensien Trockenheit und Hitze überstanden und blühen noch bis in den Herbst hinein. Weiße Hortensien mit einem länglichen oder runden Blütenstand sind heute offenbar besonders beliebt. Früher dominierten die kleinen Sträucher mit tellerförmigen Scheindolden, die gewiss manchem Leser noch als beliebte Geschenke zur Konfirmation und zur Kommunion in der Erinnerung sind. Heute bis zwei Meter hohe Gartenpflanzen, wurden sie früher in handlichen Töpfen gezogen.
Die Hortensien, nach Lateinisch „hortus“ – der Garten – benannt, sind mit über 80 Arten eine sehr formenreiche Pflanzengattung, die die Züchter noch um eine Vielzahl verschiedenster Sorten bereichert haben. Ihnen gemeinsam ist die Schauwirkung ihrer üppigen Blütenstände, die ursprünglich im Zentrum unscheinbare, fruchtbare Blüten und an der Peripherie die größeren und auffälligen, sterilen Schaublüten aufwiesen, mit denen sie Insekten als Bestäuber anlocken.
Schon Japaner und Chinesen, die als erste Hortensien züchteten, haben damit begonnen, Exemplare auszuwählen, die möglichst viele Schaublüten hatten. Inzwischen gibt es Sorten, die nur noch über die großen, unfruchtbaren Blüten verfügen. Statt aus Samen werden die Nachkommen aus Stecklingen gezogen. Die Arten, die in unterschiedlich großer Zahl noch fruchtbare Blüten aufweisen, machen mit vergrößerten vierteiligen Kelchen auf sich aufmerksam.
Bekannt ist das Experiment, aus roten Hortensien blaue zu machen. Ausschlaggebend ist der Säure- und Alkaligehalt der Erde. Säure beispielsweise durch Alaunsalz oder durch eisenhaltige Moorerde, sorgt für die Blaufärbung des Blütenstandes. Weiße Hortensien verändern sich nicht.
Schon verblüht sind die Kletterhortensien, die sich sehr wüchsig an Hauswänden und Mauern ausbreiten. Sie bieten einen erfreulichen Anblick und sind durchaus in der Lage, auch weniger schönes Gemäuer aufzuwerten. Nicht zuletzt wegen ihrer Vielgestaltigkeit verdienen die Hortensien – ob im Topf, an der Hauswand oder alle anderen Gartenpflanzen überragend – das altbekannte Prädikat „Königin des Gartens“.