Draußen beobachtet

Drosseln lieben die Stechpalmen

Eine Pflanze für die Winterzeit
Erschienen im Soester Anzeiger am 22.12.2016


MÖHNESEE – Die Drosseln versammelten sich in den letzten Wochen in den Stechpalmen, die in Westfalen auch Hülsen oder Hülskrabben genannt werden. Gärtner sprechen auch gern von dem Ilex. Den lateinischen Namen für die Steineiche hat schon Carl von Linné für den immergrünen einheimischen Strauch und bis zehn Meter hohen niedrigen Baum übernommen.

Die korallenroten Steinfrüchte, die die Stechpalmen in unseren Buchenwäldern und in Parks und Gärten noch im Herbst schmückten, haben die Drosseln fast restlos abgeerntet. Weil männliche und weibliche Blüten auf verschiedenen Pflanzen stehen, muss der Gartenfreund, der sich an früchtegeschmückten Sträuchern im Garten erfreuen will, im Herbst sein Exemplar aussuchen und pflanzen.
Ansonsten ist die Stechpalme ein Strauch für den Wintergarten. Wenn die übrigen Gehölze ihre Blätter abgeworfen haben, wirken die immergrünen ledrigen Ilexblätter besonders schön. Dann bekommen sie auch im sommerlich dunklen Buchenwald das volle Sonnenlicht und können einen Teil der Photosynthese nachholen, zu der ihr das Laub die Intensität streitig macht. So wird die Hülse wie in England auch bei uns zu einem beliebten Symbolstrauch, der im Winter schon an den nächsten Frühling erinnert.

Quelle: Angelika von Tolkacz

Die eiförmigen Blätter sind – zumindest im unteren Bereich – welligdornig gezähnt, was sie weitgehend vor Wildverbiss schützt. Im oberen Teil, wo Rehe und Hirsche nicht mehr hingelangen können, sind sie dagegen ganzrandig. die Belichtung sorgt für diese auffallenden Blattunterschiede. Obendrein hat auch die Züchtung allerlei Sonderformen zustande gebracht, sowohl hinsichtlich der Wuchsform als auch mit gelblich panaschierter Zeichnung.

Im atlantischen Klima des Arnsberger Waldes ist die Stechpalme noch relativ häufig anzutreffen. Je weiter man nach Mitteldeutschland gelangt, umso seltener wird sie. Allerdings wird jetzt schon eine Zunahme der Art als Folge des Klimawandels beobachtet. Den Höhepunkt ihrer Verbreitung erfährt die Stechpalme in den Mittelmeerländern, wo es Waldungen gibt, in denen sie unter Laubhölzern ein geschlossenes Unterholz bildet. Dort ist die Art so häufig, dass sie keinen Naturschutz benötigt und für heimische Märkte geschnitten wird. St.