Draußen beobachtet

Dürre schadet der Luftqualität

Bäume schließen ihre Spaltöffnungen

Von Professor Dr. Wilfried Stichmann. Erschienen im Soester Anzeiger am 10.08.2019


MÖHNESEE – Wieder hat es einen ganzen Monat (Juli) so gut wie gar nicht geregnet. Und auch davor waren mehrere Wochen niederschlagsfrei. In Heve und Schmalenau sterben Fische und Muscheln, wenn auch noch die Kolke austrocknen. Aber auch Wälder, Gärten und Parks leiden unter der Trockenheit. Die Vegetation an den Straßenrändern wirkt bereits herbstlich, ohne den sommerlichen Blütenschmuck. Nach den Blumen für das traditionelle Krautbund zum Fest Mariä Himmelfahrt wird man lange suchen müssen.
In Laubwäldern und Parks haben sich schon viele Bäume von ihren Blättern getrennt. Wipfeldürre Kronen und von innen her aufgelichtete Wipfel sind für jedermann sichtbare Folgen des Wassermangels. Bei vielen Bäumen weisen zusammengekrallte Blätter auf das gestörte Gleichgewicht zwischen Wasseraufnahme und Verdunstung hin.
Gegenwärtig leiden die Wälder nicht nur, sie können auch ihre wichtige Funktion als Kohlenstoffsenke nicht mehr wahrnehmen. Längst haben die Laubbäume die Spaltöffnungen auf ihren Blattunterseiten geschlossen. Dadurch versuchen sie, sich soweit möglich gegen weiteren Wasserverlust durch Transpiration zu schützen. Bei geschlossenen Spaltöffnungen aber kommen auch der Gasaustausch und die Aufnahme des Kohlendioxids weitgehend zum erliegen. Für 2018 und 2019 ist nur geringer Holzzuwachs zu erwarten. Die Jahrringe im Holz gefällter Bäume werden noch an die beiden Hitze- und Trockensommer erinnern, die die niederschlagsärmsten seit Beginn regelmäßiger Messungen im Jahr 1881 waren.
Der Wasserbedarf der einzelnen Baumarten ist sehr unterschiedlich. Dass die Nadelbäume weniger Wasser benötigen als die Laubbäume liegt an der dickeren Wachshülle (Cuticula), die die Nadeln umgibt. Diesem Vorteil steht allerdings der Nachteil trockenerer Standorte gegenüber. Die Fichte als Flachwurzler kann obendrein den Wasservorrat tieferer Bodenschichten nicht wie die Eiche mit ihren Herzwurzeln nutzen.
Alle heimischen Bäume und Sträucher vollbringen schon bewundernswerte Leistungen. Während Menschen und Tiere in den Schatten ausweichen können, müssen die Blätter die pralle Sonne ertragen. Kein Wunder, dass sich die ersten frühzeitig verfärben. Uns bleibt nur die Hoffnung, dass sie den Hitzestress überleben und dass sie uns im nächsten Jahr wieder die gereinigte Luft zum Atmen schenken.