Draußen beobachtet

Dürreschäden in den Wäldern

Zuwachsverluste sind unvermeidbar
Von Professor Dr. Wilfried Stichmann. Erschienen im Soester Anzeiger am 7.11.2018


MÖHNESEE – Eine ungewöhnlich heiße und regenarme Vegetationsperiode liegt hinter uns. Als Vegetationsperiode bezeichnen wir die Zeit, in der die Pflanzen wachsen, blühen und fruchten und vor allem die Jahresmitteltemperaturen über fünf Grad liegen. Von April bis Oktober hat es keine 300 Millimeter Regen gegeben. Im Möhnetal hat man immer wieder wochenlang vergeblich auf Niederschläge gewartet. Allmählich versiegten auch die Zuflüsse wie Heve, Großer und Kleiner Schmalenau, weil auch der Wald seine wichtige Funktion als Wasserspeicher und -schwamm nicht mehr erfüllen konnte.

Der extreme Wassermangel führte bei den Waldbäumen nach und nach zu einer Störung des Gleichgewichts von Wasseraufnahme und Verdunstung. In der Anfangsphase konnten sie die Störung noch abpuffern, indem sie die Spaltöffnungen auf Blättern und Nadeln länger und intensiver als sonst schlossen, bis der Gasaustausch ganz zum Erliegen kam. Ohne Sauerstoff-Zufuhr ist keine Assimilation mehr möglich und nach Verbrauch der Wasserreserven im Stamm und in den Wurzeln gibt es keinerlei Zuwachs mehr. Blätter welken und kümmern, fallen vorzeitig ab und führen bei jungen Pflanzen bald darauf, bei älteren langsam zum Tode. Die sogenannten „Dürreschäden“ zeigen sich generell in Zuwachsverlusten, in Wuchsdeformationen und im Vertrocknen der Wipfel. Als noch schlimmer erweisen sich die Trockenrisse beim späteren Verkauf des Holzes und die erhöhte Anfälligkeit der Bäume gegen den Befall durch andere Schädlingsorganismen. Ein aktuelles Beispiel dafür liefern schon jetzt die Borkenkäfer, die sich in der für sie günstigen Situation im Arnsberger Wald massenhaft vermehren konnten.

Quelle: Angelika von Tolkacz

Die Fichte, die weite Teile des Sauerlandes überzieht, gilt als besonders anfällig gegen Wassermangel, weil sie als Flachwurzler die Feuchtigkeit im tieferen Boden nicht erreicht. Aber auch Erlen, Zitterpappeln und selbst die anspruchslosen Birken gehören zu den Baumarten, die besonders stark unter dem Wassermangel leiden. Besorgt warten auch viele Gartenbesitzer auf den Laubaustrieb im nächsten Jahr, weil sich erst dann wirklich zeigt, ob und wie die Gehölze die lange regenlose Zeit überstanden haben.