Draußen beobachtet

Eifelgold

Zwischen der Sperrmauer und Haus Delecke haben auf der Böschung an der Nordseite der Straße einige wenige Besenginsterbüsche die ersten Schmetterlingsblüten geöffnet
Erschienen im Soester Anzeiger am 6.05.2017


MÖHNESEE – In manchen Teilen des Sauerlandes -und noch weiter verbreitet in der Eifel- überzieht in diesen Wochen der Besenginster waldfreie Höhen, Waldränder und Blößen mit seiner gelben Blütenpracht. Er gibt ganzen Landstrichen sein Gepräge. Warum er in der Gemeinde Möhnesee so selten ist, wird oft gefragt. Geeignete saure, kalkfreie Böden und voll besonnte Standorte sind da. Und winterkälter als in mittleren Lagen der Mittelgebirge ist es hier schon gar nicht.
Zwischen der Sperrmauer und Haus Delecke haben auf der Böschung an der Nordseite der Straße einige wenige Besenginsterbüsche die ersten Schmetterlingsblüten geöffnet. Es ist nicht ausgeschlossen, dass sie zur Befestigung der Böschung ausgebracht wurden und sich in den nächsten Jahren vermehren und ausbreiten. Die in mancher Hinsicht interessanten Sträucher, die bis zu drei Meter hoch werden können, würden der Landschaft einen reizvollen Akzent bescheren.

Quelle: Angelika von Tolkacz

Vom Wuchs her passt der Besenginster als blattarmer Rutenstrauch eher auf trockene Standorte der Mittelmeerländer. Aber er gehört durchaus in heimische Fluren, zumal dorthin, wo der Mensch -meistens mit Hilfe von Vieh- den Wald zurückgedrängt hat. Es sind meistens arme Gegenden, wo nur der Besenginster für goldene Pracht sorgt und deshalb „Eifelgold“ genannt wird. An der Möhne braucht man offensichtlich ihn als Ersatz nicht!
Oft hat er keine oder nur wenige Blättchen, aber dafür grüne Stängel, die für die Photosynthese sorgen. Er wurzelt tief im Boden, den er vor Folgen der Erosion schützt und mit Hilfe von Stickstoffbakterien in seinen Wurzelknöllchen mit Nährstoffen anreichert. In strengen Wintern erfrieren oft die oberirdischen Triebe, schlagen aber im nächsten Frühjahr wieder aus. Die Menschen hatten für diese weit verbreitete und bestandsbildende Pflanzenart verschiedene Verwendungsmöglichkeiten, vor allem zum Binden von Besen, weshalb er auch den wissenschaftlichen Namen „scoparius“(= für Besen geeignet) erhielt. Mit Blüten und Blättern des Besenginsters pflegte man Wolle gelb zu färben und in der Volksheilkunde unregelmäßigen Blutdruck zu stabilisieren. Dabei musste man wegen des Gehalts an giftigen Alkaloiden nachdrücklich auf die richtige Dosierung achten. Weil die Ginstersamen zahlreich sind und mehrere Meter weit geschleudert werden, kann es sein, dass sich auf der Böschung in der Nähe der Sperrmauer ein neuer Bestand dieser ökologisch und geschichtlich betrachtenswerten Pflanzenart bildet. St.