Draußen beobachtet

Ein echter Überlebenskünstler

Straußenfarn kommt seltenvor

Von Professor Dr. Wilfried Stichmann. Erschienen im Soester Anzeiger am 21.08.2019


MÖHNESEE – Nicht alle Naturfreunde wissen, weshalb manchen Botanikern das Tal der Kleinen Schmalenau über die Grenzen der Gemeinde Möhnesee hinweg bekannt ist. Es beheimatet zusammen mit Teilen des Hevetals das größte Vorkommen des seltenen und besonders geschützten Straußfarns in Nordwestdeutschland. Seinetwegen sollte der Eichenwald an der B 229 zwischen dem ehemaligen Forsthaus „Grüne Hoffnung“ und dem Heve-Vorstaubecken schon in den 1930er Jahren als Naturschutzgebiet ausgewiesen werden.
Doch der damalige Eigentümer des Parkreviers erhob dagegen Einspruch, weil er das Wild und die Jagd durch Interessenten am Standort des seltenen Farns gestört wähnte. Erst 40 Jahre später, nachdem das Land Nordrhein-Westfalen die Waldung für den Naturschutz erworben hatte, erhielt das Gebiet den verdienten Schutz.
Zum Glück haben die Straußfarn-Bestände im Wechsel der Zeit überlebt. Heute können Wanderer und Naturfreunde vom östlich parallel verlaufenden Wanderweg aus das kostbare Schutzgebiet erleben: Die weiterhin ursprünglich mäandrierende Schmalenau mit ihren Altwassern und sumpfigen Senken und den an Altholz reichen Baumbestand, die besonders urwüchsig wirken. Die Tierwelt – vor allem die Spechte – finden hier einen optimalen Lebensraum.
Die herausragende Kostbarkeit des Gebietes aber ist der Straußfarn, der als Pflanze des Berglandes hier an seiner nordwestlichen europäischen Verbreitungsgrenze in größeren Beständen wächst. Weil seine aufrecht wachsenden Wedel einen streng geformten Trichter bilden, wird er auch „Trichterfarn“ genannt. Der Straußfarn liebt feuchte, sauere Böden und fühlt sich wohl deshalb an der Kleinen Schmalenau und an der Heve zwischen Torhaus und Wilhelmsruh offensichtlich besonders wohl. Zwischen Adler-, Wurm- und Frauenfarn hat er sich inzwischen auch schon ganz vereinzelt in andere Bachtäler des Arnsberger Waldes ausgebreitet.
Mit seinen gefiederten Wedeln und seinem trichterförmigen Wuchs bietet der Straußfarn, der in Europa keine Verwandten hat, einen so reizvollen Anblick, dass er auch naturnahe Gärten zu schmücken vermag. Er gehört zum Angebot der Staudengärtnereien und vieler Gartenbaubetriebe. Der Natur entnehmen darf man diese streng geschützte Pflanze nicht!