Draußen beobachtet

Ein giftiger kleiner Frosch

Von Professor Dr. Wilfried Stichmann. Erschienen im Soester Anzeiger am 15.05.2019


MÖHNESEE – Es gleicht schon einer Geschichte aus längst vergangenen Zeiten. Die Kühe grasen auf saftig grünen Weiden. Oft ist das Grünland undrainiert und darum feucht, feucht genug, dass sich auch die Frösche darin wohl fühlten.
Heute stehen die Kühe ganztägig im Stall. Aus den Weiden wurde Ackerland. An die feuchten Wiesen und Weiden aber erinnert noch Ranunculus, das Fröschchen. Den Namen gaben einst die Botaniker dem gelbblühenden Hahnenfuß, der zu den häufigsten Wiesenpflanzen gehörte.
Ranunculus acris (Scharfer Hahnenfuß) wächst heute noch an manchen Straßen- und Wegrändern. Der Artname „acris“ gleich „scharf“ oder „bitter“ steht für den Saft, der aus dem abgepflückten Stängel austritt und giftig ist. Der Scharfe Hahnenfuß war schuld daran, wenn man sich beim Rupfen von Kaninchenfutter starke Hautreizungen, eine Wiesendermatitis, zuzog.
Der Gattungsname „Hahnenfuß“ verweist auf die handförmig geteilten, vogelähnlichen Laubblätter. Noch bekannter war der volkstümliche Name „Butterblume“, mit dem man vorzüglich den Hahnenfuß, sonst aber auch alle möglichen Blumen mit gelben Blüten oder Blütenständen belegte. Aber auch der Fettglanz der Blüten hat bei deren Namengebung eine Rolle gespielt.
Eine Besonderheit aller Hahnenfuß-Arten ist, dass sich ihre Blüten zum Schutz des Pollens nicht bei Regen schließen. Vielmehr trägt die Feuchtigkeit dazu bei, dass der Pollen von den Staubblättern zu den Narben „schwimmen“ kann. Der Blütenaufbau der verschiedenen Hahnenfußarten ist immer gleich: Von außen nach innen folgen in den Blüten auf fünf kelchblattähnliche Perigonblätter fünf kronblattähnliche Nektarblätter, an deren Grund der Nektar ausgeschieden wird. Verschiedene Insektenarten sind hier zu Gast.
Die nächst häufige verwandte Art ist der Kriechende Hahnenfuß (Ranunculus repens), mit dem gewiss schon mancher Gartenfreund Bekanntschaft gemacht hat. Mit feinen langen oberirdischen Ausläufern dringt er oft in frisch umgegrabene Gartenbeete ein. Oft kommen der bis zu einen Meter hohe und der niedrig kriechende Hahnenfuß gemeinsam vor und bilden dann zwei unterschiedliche Blühetagen.