Draußen beobachtet

Ein zweiter Frühling

Der Johannestrieb rettet nicht nur Eichen
Von Professor Dr. Wilfried Stichmann. Erschienen im Soester Anzeiger am 30.06.2018


MÖHNESEE – In diesem Jahr war der Laubaustrieb wieder besonders früh. In den nördlichen Teilen des Arnsberger Waldes, der von Eichen beherrscht wird, hat das zur Folge, dass der Eichenwickler nicht mehr überall genau gleichzeitig mit dem Laubaustrieb auftritt. Den Eichenwickler-Raupen schmeckt das frischeste Eichenlaub besonders gut. Je genauer Schlupftermin und Beginn der Belaubung zusammenfallen, umso größer ist die Gefahr des Kahlfraßes, den aufmerksame Naturbeobachter in der Vergangenheit wiederholt beobachtet haben.

Dass es in solchen Jahren im Frühsommer dennoch grüne Eichen gibt, ist dem Johannistrieb zu verdanken, einem zweiten Wachstumsschub, um den Johannistag in der Mittsommerzeit. Die erst nach einer Pause Ende Juni an verlängerten Trieben, den Johannistrieben, gebildeten Blätter unterscheiden sich vor allem farblich von jenen, die im Volkslied besungen werden: „Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus…“
Das Phänomen des Johannistriebs kennen wir nicht nur von den Eichen, sondern von verschiedenen Baum- und Straucharten. Aber bei den Eichen, die im Arnsberger Wals an Heve und Schmalenau ohnehin unter der „Komplex-Krankheit“ leiden, ist die zweite Belaubung vielfach lebensrettend.

Quelle: Angelika von Tolkacz

Nach dem Johannistag (24. Juni) sind übrigens noch mehrere für den Menschen bedeutsame Pflanzen benannt: eine Gattung krautiger Arten in der Volksheilkunde schon im Mittelalter und ein Strauch mit schmackhaften Beeren, die erst seit dem 16. Jahrhundert genutzt werden. Die Johanniskräuter sind bekannt für ihren hohen Gehalt an ätherischen Ölen und ihre entzündungshemmenden Eigenschaften. Die Johannisbeeren, die in Auwäldern wild wachsen und erst relativ spät ihren Weg als Rote und als Schwarze Johannisbeere in die Gärten fanden.

Träger des Namens im Tierreich ist das Johanniswürmchen, das Sommernächte mit seinem gelbgrünen Licht verzaubert. Korrekter wird es Leuchtkäfer genannt, dessen Männchen geflügelt, dessen Weibchen ungeflügelt ist.