Braun wie eine Maus, stolz wie ein König
Von Professor Dr. Wilfried Stichmann. Erschienen im Soester Anzeiger am 21.12.2017

MÖHNESEE – Etwas huscht durch das trockene Holz am Waldboden. Eine Maus oder ein mausbrauner Vogel? Es ist ein Zaunkönig. Ihm haftet der Nimbus an, der kleinste Vogel unserer Heimat zu sein, doch das Winter- und das Sommergoldhähnchen sind noch deutlich kleiner und einen Hauch leichter.

Doch ausgesprochen stolz und selbstbewusst wirkt der kleine Kerl, und eben das unterstreicht der Name „Zaunkönig“. Mit hochgestelztem Schwanz und für einen Winzling laut schallendem Gesang macht das Männchen auf sich aufmerksam. Der immer gleiche Triller ist gelegentlich auch im Winter zu hören.

Die Tatsache, dass ausgerechnet die zwei kleinsten Vogelarten (Wintergoldhähnchen und Zaunkönig) in Wäldern und Gärten Eis und Schnee trotzen, widerspricht eigentlich der Regel, dass die größeren Arten den besseren Wärmehaushalt haben, weil ihre Körperoberfläche im Vergleich zum Gesamtgewicht geringer ist und relativ weniger Wärme abgibt. Der Vorteil der Kleinheit besteht darin, dass der Zaunkönig in jede Spalte und Ritze und selbst in den Eingang der Mauselöcher vordringen kann und hier auch im tiefen Winter noch Schnee und eisfreie Orte findet.

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Dennoch haben die Zaunkönige in strengen Wintern erhebliche Verluste, die sie allerdings schon in wenigen Jahren wieder ausgleichen. Die milden Winter infolge des Klimawandels kommen gewiss dem Zaunkönig zu Gute.

Auch in der Brutzeit tritt der Zaunkönig hochherrschaftlich auf. Das Männchen baut gleich mehrere stattliche Nestkugeln mit seitlichen Eingängen. Das Weibchen sucht sich eine aus, die sie noch baulich verfeinert. In ihr brütet das Weibchen in gut zwei Wochen seine fünf bis sechs Eier aus. Das Männchen beteiligt sich dann wieder an der Fütterung der Jungen, interessanterweise gelegentlich abwechselnd mit den Weibchen an zwei verschiedenen Nestern.

Der Zaunkönig ist eine unserer häufigen Vogelarten, der man überall in heimischen Gärten und Wäldern begegnen kann, wo es etwas Gebüsch und tote Äste am Boden gibt. Lustig ist es, ihm zuzusehen, wenn er zwischen Gezweig oder Gerümpel nach Spinnen und Insekten sucht und schmetternd seine Stimme erhebt.