Draußen beobachtet

Eine ungeliebte Pflanze

Die Acker-Kratzdistel wehrt sich mit Händen und Füßen
Von Professor Dr. Wilfried Stichmann. Erschienen im Soester Anzeiger am 05.08.2017


MÖHNESEE – Die Acker-Kratzdistel wehrt sich mit Händen und Füßen Möhnesee. Unter den Wildpflanzen, die von Bauern und Gartenfreunden mit gutem Grund gefürchtet werden, nimmt die Acker-Kratzdistel eine Spitzenposition ein. Im Garten wird man jede dieser Pflanzen auszustechen bemüht sein und dabei feststellen, dass die Natur sie mit allen möglichen Angriffs- und Verteidigungswaffen ausgestattet hat. Beim „Distelnstechen“ im Felde hat man als Kind schnell die Lust verloren.

Bis über einen Meter tief dringen die Wurzeln in den Boden ein. Und jedes Wurzelstückchen, das im Boden bleibt, treibt wieder aus. Dafür sorgt schon das enorme Ausschlagvermögen abgehackter Wurzelteile. Gegen hungriges Wild und Weidevieh schützen sich die Acker-Kratzdisteln durch ihre dornigen Blätter. Wer ihnen chemiefrei zu Leibe rücken will, muss sie schon abschneiden oder abmähen, und das rechtzeitig vor der Samenreife im August. Nahezu unglaublich ist das Vermehrungspotential dieses Wildkrauts. Das was man als Blume betrachtet, ist in Wirklichkeit ein Blütenkörbchen mit bis zu hundert einzelnen zwittrigen Blüten, die zu Samen reifen. Ähnlich wie bei den „Pusteblumen“ des Löwenzahns können sie bei für sie günstigem Aufwind mit ihren Schirmchen kilometerweit fliegen. Allerdings entwickeln sich nur im Ausnahmefall neue Acker-Kratzdisteln. Die Art ist extrem anspruchsvoll. Nur auf besonders nährstoffreichen Lehmböden kann sie sich entwickeln. Intensive Stickstoffdüngung kommt ihren Ansprüchen entgegen.

Quelle: Angelika von Tolkacz

An verschiedenen Stellen im Gemeindegebiet wurden die Acker-Kratzdisteln durch bestimmte Faktoren, unter anderem durch die Art der Bodenbearbeitung, so gefördert, dass sie Reinbestände bildeten. Obwohl sie mit reichlich Nektar den Insekten etwas zu bieten haben, legen auch die Naturschützer keinen Wert darauf. Weil die Kronröhren der einzelnen Blüten sehr lang sind, können nur langrüsselige Schmetterlinge und Hummeln die süßen Schätze nutzen. In der Hauptblütezeit im Juni und Juli verbreiten die Acker-Kratzdisteln einen angenehmen süßlichen Duft. Als in der Zeit, in der die Art zusammen mit anderen Ackerwildkräutern in die vom Wald gelichtete Kulturlandschaft einwanderte, noch vielerlei Gewächse der menschlichen Ernährung dienten, waren gewiss auch die jungen Sprosse der Acker-Kratzdisteln dabei. St.