Draußen beobachtet

Flachwurzler

Auch nach Kyrill sind hin und wieder noch einzelne Bäume umgeworfen worden
Erschienen im Soester Anzeiger am 4.02.2017


MÖHNESEE – Bei den naturkundlichen Spaziergängen des Heimatvereins standen Teilnehmer auch jüngst noch vor mächtigen Wurzeltellern im Sturm gefallener Fichten. Auch nach Kyrill sind hin und wieder noch einzelne Bäume umgeworfen worden, vor allem solche, die durch den Katastrophensturm den Windschutz durch ihre Nachbarschaft verloren, weil sie -völlig unvorbereitet- zu Randbäumen wurden.

Mit Abstand am stärksten getroffen hat es immer die Fichten, die als Flach- oder Tellerwurzler oft kaum einen Meter tief in den Boden eindringen und das Potential tiefgründiger Standorte kaum zu nutzen vermögen. Das sind Gründe, weshalb angesichts der erwarteten Klimawende der hohe Fichtenanteil im Arnsberger Wald künftig verringert werden soll. Bäume, die wie die Rotbuche und die Douglasie meistens mit Herzwurzeln ausgestattet sind, sind deutlich standfester und durchwurzeln breiter und tiefer einen erheblich größeren Bodenraum. Auch Eichen fallen nicht so leicht dem Sturm zum Opfer. Kiefern und Weißtannen haben Pfahlwurzeln mit besonders starkem Wachstum der Hauptwurzel, die pfahlartig in die Tiefe strebt und so -künftig besonders wichtig- leichter den Kontakt zum Grundwasser halten.

Quelle: Angelika von Tolkacz

Die Baumwurzeln verankern aber nicht nur die Bäume im Boden, sondern versorgen sie mit Wasser und den darin gelösten Mineralien und speichern -vor allem im Herbst- Reservestoffe. Nicht zu unterschätzen ist die Bedeutung der Wurzelatmung, die durch Bodenluft und Bodenwasser gewährleistet wird. Deshalb wird ernsthaft versucht, Bodenverdichtung durch Befahren und durch den Einsatz schweren Geräts soweit wie möglich zu vermeiden. Waldbesucher haben schon wiederholt nach der Bedeutung der Markierungen an den Bäumen gefragt. Sie kennzeichnen die sogenannten „Rückegassen“, die circa fünf bis sechs Meter breit sind und in Abständen von 40 Metern ausgewiesen werden. Auf sie sind das Befahren und das „Rücken“ des geernteten Holzes beschränkt, so dass auf der weitaus größten Fläche der Waldboden unbelastet und unverdichtet bleibt.

Wie wichtig solche bodenschonenden Maßnahmen sind, belegt beispielhaft die Tatsache, dass der Anteil der Wurzelatmung an der gesamten Atmung von Nadelbäumen zwischen 30 und 50 Prozent liegt. St.