Draußen beobachtet

Gehölze „auf den Stock setzen“

Stand der Technik oder Methode der Zukunft?
Erschienen im Soester Anzeiger am 08.03.2017


MÖHNESEE – Ein werbewirksamer Empfang der Gäste am Möhnesee sieht anders aus.
Heimat- und Naturfreunde diskutieren seit einer Woche die Art der „Pflege“ der Gehölze am Straßenrand. Seit der Soester Anzeiger ein Foto von zerfetzten Gehölzen veröffentlichte und ein Vertreter von Straßen NRW dazu eine Begründung abgab, fürchten Heimat- und Naturfreunde, dass diese Misshandlung des früher einmal gezielt angelegten Straßenbegleitgrüns in der Gemeinde Möhnesee die Methode der Zukunft werden könnte.

Bürger und Gäste fühlen sich missachtet, wenn man ihnen derartige Bilder des Umgangs mit der Kreatur zumutet, wie sie zwischen Radweg und Straße auf der Zufahrtsstrecke zwischen Echtrop und dem Ortseingang von Stockum an der Biberstraße zu sehen sind. Wenn allein der Zeit- und Kostenersparnis wegen vom fahrenden Gerät aus die Gehölze rigoros geschreddert werden, darf man sich nicht wundern, wenn das als Ausdruck der mangelnden Wertschätzung der lebendigen Natur und als das Gegenteil von Bewahrung der Schöpfung empfunden wird.

Um dem Bautrupp zu ersparen, sich zu derartigen Methoden drängen zu lassen, wird empfohlen, lieber abschnittsweise und in mehrjährigen Abständen die Gehölze auf den Stock zu setzen. Da die Adventivknospen in Bodennähe die Triebe langsam heranwachsen lassen, ist ein alljährlicher Eingriff nicht erforderlich. Die eingesparte Zeit gestattet es dem Bautrupp, auf eine seit Jahrhunderten praktizierte, respektvollere Methode zurückzugreifen. Der Privatmann, der sich am Vorbild des Profis orientiert, wird von der sinnlosen Naturzerstörung abgehalten.

Indem immer nur Abschnitte der Gehölzvegetation behandelt werden, bleibt für die Kleintierfauna obendrein immer eine Chance zum Ausweichen. Die Menschen behalten den Eindruck, dass mit der Natur pfleglich umgegangen wird und dass sie wertvoll ist und nicht ein Feind, der bekämpft werden muss.

Quelle: Angelika von Tolkacz

In der Sorge, dass die Methode der Gehölzpflege durch Schreddern im Vorbeifahren Schule machen könnte, bereiten Heimat- und Naturfreunde einen kritischen Ortstermin an der Biberstraße in Stockum (Ortsausgang Richtung Echtrop) vor. Die Rechtfertigung, auch die misshandelten Gehölze würden wieder grün, lassen sie nicht gelten. Schließlich sei kürzlich im Fernsehen gezeigt worden, dass es sogar in Tschernobyl wieder grün geworden sei. St.