Draußen beobachtet

Gelb leuchtend verabschiedet sich der Adlerfarn

Gelb leuchtend verabschiedet sich der Adlerfarn
Von Professor Dr. Wilfried Stichmann. Erschienen im Soester Anzeiger am 1.12.2018


MÖHNESEE – Wenn die Waldbäume ihr bunt verfärbtes Laub abgeworfen haben, sorgt der Adlerfarn am Waldboden immer noch für leuchtend gelbe Farbflecken, die dem frühwinterlichen Walde seine besondere Stimmung verleihen. Auf den sauren, nährstoffarmen Böden des Arnsberger Waldes fühlt sich die größte heimische Farnart offensichtlich besonders wohl; vereinzelt kann sie bis über drei Meter hoch werden.
Der Lehrer, der den Farnstängel dicht über dem Boden schräg durchschnitt und den Schülern die Leitbündel zeigt, nutzte deren Ähnlichkeit mit einem Doppeladler als Eselsbrücke zum Adlerfarn. In Wirklichkeit beschreibt der Name wohl die Farnwedel durch die weit ausgreifenden Schwingen eines stattlichen Greifvogels. Der Adlerfarn ist so hoch, dass die Kinder in den Farnen, die oft große Reinbestände bilden, mit Vorliebe Verstecken spielen. Für die Naturverjüngung des Waldes und für seine Aufforstung ist der Adlerfarn dagegen ein unerfreuliches Hindernis.

Zu der starken Vermehrung und Ausbreitung tragen die fleischigen Rhizome bei, die in anderen Teilen der Erde als Gemüse gegessen werden. Übrigens wächst die Art in allen Teilen der Welt, was Fachleute als Indiz dafür deuten, dass sie bereits vor sehr langer Zeit entstanden sein muss. Im Gegensatz zu anderen Farnarten in unseren Wäldern sucht man beim Adlerfarn vergeblich auf den Blattunterseiten nach Sporangien. Die Sporen entwickeln sich hier unter den umgerollten Rändern der Wedel.
Als Unterschlupf und Versteck nutzt das Wild die Farnbestände gern, als Nahrung aber kaum. Manche Hundefreunde ziehen den Adlerfarn wegen seiner insektiziden Wirkung als Streu für die Hundehütte sowohl dem Wurm- als auch dem Frauenfarn vor.