Draußen beobachtet

Glücksboten sorgsam behütet

Die sind aus Afrika heimgekehrt
Erschienen im Soester Anzeiger am 5.05.2017


MÖHNESEE – Nur wenige Vogelarten werden in noch stark ländlich geprägten Dörfern und auf Einzelhöfen so ungeduldig erwartet wie die Rauchschwalben, die den Winter in Afrika südlich der Sahara verbracht haben. Auf vielen Höfen, auf denen trotz des Rückgangs der Art immer noch Rauchschwalben brüten, werden diese Untermieter traditionell freundlich empfangen. Für sie hält man in Viehställen eigens eine Einflugluke geöffnet. Sie gelten als Glücksboten, die es sorgsam zu behüten gilt.
Das ist übrigens nicht erst dank moderner Naturschutzwerbung der Fall. Schon im Altertum erfreuten sich die Bauern an den Frühlingsboten, die ihnen trotz der langen Heimreise die Treue hielten.

Quelle: wikimedia.org

Auf Deelen und in Viehställen nahmen sie Kotflecken und Umstände in Kauf, nagelten Kotbrettchen und sicherten den Einflug, mancherorts schon seit Menschengedenken.
Und das ist auch hierzulande für die Rauchschwalbe, deren Bestand seit Jahren rückläufig ist, lebensrettend. Die Entwicklung der modernen Landwirtschaft mit immer weniger und immer größeren Viehställen, die dicht verschlossen sind, enthält den Rauchschwalben gerade die wichtigsten Brutplätze vor. In manchen Dörfern ist noch ein Rauchschwalbennest zu haben, die Basis für einen Alleinstellungsanspruch. Ein Landwirt erzählt, die erste Frage von Kindern im Hofladen gelte oft den Schwalben auf der Deele.
In einigen Dörfern an der Möhne gibt es bereits mehr Mehlschwalben, die außen an Häusern unter den Dachvorsprüngen ihre Nester haben, obwohl auch sie besonders schutzbedürftig sind. Die enge Bindung der Rauchschwalben an die Landwirtschaft kommt bei unseren holländischen Nachbarn schon in den Namen zum Ausdruck. Sie nennen die Mehlschwalben „Hausschwalben“, die Rauchschwalben aber „Bauernschwalben“. Viele Menschen – und nicht nur ausgesprochene Naturschützer – hoffen, dass möglichst viele Bauern sich der Rauchschwalben annehmen und sie vor dem Aussterben bewahren.
Damit verbinden sie den Wunsch, dass es den Gremien der Europäischen
Union endlich gelingen möge, die Schwalben in all ihren Mitgliedsländern – wie alle Vögel – vor den jährlichen Verlusten durch den verantwortungslosen Vogelfang wirksam zu schützen. St.