Draußen beobachtet

Hirsche werfen ihre Geweihe ab

Eng mit der Welt des Menschen verbunden
Erschienen im Soester Anzeiger am 8.02.2017


MÖHNESEE – Die Meisen und die Tauben, die in den ersten Februartagen schon ihre Stimmen vernehmen lassen, erinnern uns daran, dass der Frühling naht. Als Nachbarn in unseren Gärten sorgen sie dafür, dass unser Kontakt zur belebten Natur erhalten bleibt. Weit entfernt und von den allermeisten Menschen heute nicht mehr miterlebt, vollzieht sich im Februar ein Naturphänomen, das unseren Altvordern offenbar so nahe und wichtig war, dass sie einen Monat danach benannten.

Im altdeutschen Sprachgut gibt es die Bezeichnung „Hornung“ für den Februar. Sie zeigt, dass einst der Rothirsch in der Lebenswelt der Menschen noch präsent gewesen sein muss. Als Hochwild war seine Bejagung dem hohen Adel vorbehalten und somit der Bevölkerung entzogen. Nur über die abgeworfenen  Geweihstangen, die man fand, bestand eine Beziehung zum „König der Wälder“. Und im Februar pflegen die Hirsche ihre Geweihe „abzuwerfen“.
Auch heute noch lebt Rotwild im entlegensten Teil des Arnsberger Waldes, heimlich, scheu und zurückgezogen. Die wenigsten  Bürger der Gemeinde werden in ihrem Leben jemals einem Hirsch oder einem Stück Kahlwild, einer Hirschkuh oder einem Kalb, begegnen. Mit einer Schulterhöhe von 1,20 bis 1,40 Meter übertreffen sie das Sika- und erst recht das Rehwild, die ebenfalls einen Teil des Jahres Geweihe tragen, die im Gegensatz zu den Hörnern der Rinder und Ziegen Jahr für Jahr abgeworfen und sogleich wieder erneuert werden.

Quelle: pixabay.com

Für den Rothirsch ist der Februar eine wichtige Zeit in dessen Jahreszyklus. Nur für kurze Zeit ist er völlig geweihlos, denn sogleich nach dessen Abwurf beginnt der Knochen auf den Rosenstöcken, den Stirnbeinfortsätzen, wieder zu wachsen. Schon im Frühsommer sind die  Geweihstangen wieder fertig. Im August wird der Bast, die Haut, die bis dahin den Knochen schützt, durch Schlagen an Stämme und Sträucher entfernt. Im September/Oktober wird das Geweih bei den Brunftkämpfen benutzt und zumeist im Februar abgeworfen. Diese im Jahreszyklus der Hirsche wichtige Zeit, in der sie „hornen“, war für die Menschen so herausragend, dass sie den Monat danach benannten. St.