Draußen beobachtet

Hübsche Kalifornierin am Wegesrand

Die bis zu einem Meter hohe Phacelia hat in Europa keine Verwandte
Von Professor Dr. Wilfried Stichmann. Erschienen im Soester Anzeiger am 26.08.2017


MÖHNESEE – Immer häufiger sieht man im Gemeindegebiet eine merkwürdige Pflanze angebaut, die mit Fug und Recht als Sonderling bezeichnet werden kann – und das gleich aus mehreren Gründen. Die Phacelia ist eine einjährige Pflanze, die weder dem Menschen noch dem Vieh als Nahrung dient, sondern vorzugsweise Bienen und anderen Insekten Nektar bietet, wo nach den Linden weit und breit kaum noch Nektarspender zu finden sind.
Die bis zu einen Meter hohe Phacelia, die an ihren blauen Blüten in schneckenförmig eingerollten, büscheligen Blütenständen zu erkennen ist und – wie am Bismarckturm – meistens auf länglichen, schmalen Randparzellen wächst und oft von Sonnenblumen überragt wird, fehlt in kaum einem Blühstreifen. Außer dem wissenschaftlichen Namen „Phacelia tanacetifolia“ gibt es für die Neubürgerin aus Kalifornien auch die deutsche Bezeichnung „Büschelschön“, die allerdings noch weithin unbekannt ist. „Büschel“ bezieht sich auf den Blütenstand, übrigens ebenso wie „Phacelia“, das aus dem griechischen „phakelos“ „büschelig“ abgeleitet wird.

Quelle: Angelika von Tolkacz

Ein Sonderling ist die Phacelia auch insofern, als sie in Europa keinerlei Verwandte hat, weder in ihrer Gattung noch in ihrer Familie der Wasserblattgewächse. Zwischen Kalifornien und Mexiko ist die Gattung Phacelia dagegen mit rund 150 wildwachsenden Arten vertreten.
Das ist wohl der Grund dafür, dass die Phacelia hierzulande auch erst später als andere Kultur- und Zierpflanzen bekannt geworden ist und erst neuerlich zunehmend zur Gründüngung untergepflügt wird. Mit ihren blauen oder violetten Blüten ist sie eine Zier in unserer weitgehend von Getreide und Mais beherrschten Landschaft. Allergische oder empfindliche Menschen sollten Berührungskontakte mit der Phacelia meiden oder doch zumindest nur vorsichtig pflegen, weil die rainfarnähnlichen Blätter (daher der Name „tanacetifolia“) leicht Hautausschlag verursachen können. Als Bestandteil der Blühstreifen handelt es sich um eine bevorzugte Art, die die Honigbienen geradezu magisch anlockt. Gerade jetzt, wo die Getreidefelder abgeerntet sind, sind die Blühstreifen Zuflucht und Deckung auch für viele andere Tierarten.