Draußen beobachtet

Kaiserkronen leiden unter Lilienhähnchen

Eine der ältesten Zierpflanzen blüht
Von Professor Dr. Wilfried Stichmann. Erschienen im Soester Anzeiger am 31.05.2018


MÖHNESEE – Der rote, nur 6 bis 8 Millimeter große Käfer hat schon manchen Gartenfreund die Freude an den stattlichen Zwiebelgewächsen verdorben, die im 16. Jahrhundert vor allem am Wiener Hof so beliebt waren. Dass die Blumenmaler die Bilder der Aristokraten mit Vorliebe damit schmückten. Auch das Erscheinungsbild mit dem Kreis aus 5 bis 10 nickenden Blütenglöckchen und dem endständigen Blätterschopf legt den Namen „Kaiserkrone“ nahe.

Um die Mai-Juni-Wende sieht man auch heute noch in vielen Vor- und Bauerngärten die bis zu 120 cm großen „ persischen Lilien“ , allerdings oft mit schäbigen Fraßlöchern in den Laubblättern. Sie sind der Grund, weshalb die faustgroßen Zwiebeln nicht mehr so oft in den Garten gesetzt werden wie früher. U/m die Schäden zu vermeiden, muss man die Verursacher in diesen Tagen täglich absammeln. Es sind die Lilienhähnchen, die nicht zu übersehen, aber schwer einzufangen sind. Sie sind rot und 6 bis 8 Millimeter groß. Sobald Blatt und Stängel der Kaiserkrone nur leicht erschüttert werden, lassen sich die Käfer fallen und verschwinden flink zwischen Laub und Knospe.

By Silberbeeren [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], from Wikimedia Commons

Der eigentlich sehr schöne Käfer tarnt sich indem er sich mit Kot beschmiert. Noch ekeliger sind die Larven, die unter einer Kothülle leben und dem Blumenfreund nicht gerade einladen, sie abzusammeln. Die Lilienhähnchen befallen auch andere Liliengewächse, aber nicht so stark wie die Kaiserkronen, die deshalb nicht mehr so oft in der Palette der Zwiebel- und Knollenpflanzen unserer Gärten vertreten sind.

Die Weibchen der Lilienhähnchen beginnen schon im April mit der Eiablage. Es sind die Tiere, die im Boden überwintert haben. Die kotüberzogenen Larven verlassen die Kaiserkronen, die ihnen als Wirtspflanze dienten und kriechen in die Erde, wo sie sich verpuppen. Im Folgejahr können die „ roten Teufel“ zwei oder drei Generationen entwickeln.
Ursprungsland der Kaiserkronen ist Persien, von wo sie schon im Altertum über Palästina nach Rom und schon früh auch in herrschaftliche Gärten gelangten.