Draußen beobachtet

Kiebitze

Kiebitze waren früher mal Charaktervögeln
Erschienen im Soester Anzeiger am 15.04.2017


MÖHNESEE – Es ist schon einige Jahre her, seit die letzten Kiebitze auf der Haar brüteten. Nur auf dem Zug hin oder zurück machen sie hier auf den Feldern gelegentlich noch einmal Station. Dabei sind sie Trupps nicht einmal mehr entfernt so groß, wie sie früher einmal waren, als sie vorübergehend noch vereinzelt sogar auf Getreidefeldern brüteten.

Ihr typischer Lebensraum waren immer schon feuchtere Wiesen und Auen an Lippe und Ahse, wo man sie auch heute noch beobachten und sich an ihnen erfreuen kann, allerdings auch heute nur noch in kleiner Zahl. Allein in den vergangenen Jahren sieht man nur noch weniger als ein knappes Viertel des Kiebitzbestandes im Kreis Soest, wo Kiebitze früher mal zu den Charaktervögeln gehörten.
Zur Osterzeit, wo die Kiebitze zwischen Ende März und Mitte April auf möglichst lückiger Pflanzendecke zu brüten beginnen, fielen die taubengroßen Kiebitze jedermann auf, wenn die Männchen mit ihren tollen Kapriolen ihre Balzflüge drehten. Dass der Kiebitzbestand so radikal schrumpfte, ist auf die immer weiter zurückgegangene Bestandsdichte der Kiebitze (und der meisten anderen) Feldvögel zurückzuführen. Im dichter eingesäten Getreide vermögen die jungen Kiebitze der Mutter nicht mehr zu folgen. Unter modernen Bewirtschaftungsmethoden finden sie schon in den ersten Lebenstagen den Tod. Im ganzen Kreis Soest haben sich daraufhin die Kiebitze von der Haar zurückgezogen.

Quelle: wikimedia.org

Schon in der Vergangenheit konnte der kontinuierliche Rückgang durch wiederholte Bestandsaufnahmen der Abu (Biologische Station Kreis Soest) recht genau belegt werden. Wenn die Entwicklung nicht gestoppt wird ist davon auszugehen, dass der Kiebitz schon im nächsten Jahrzehnt im gesamten Kreis Soest kein Brutvogel mehr ist oder höchstens an Lippe und Ahse noch zu sehen sein wird. Wenn man bedenkt, dass früher einmal (vor allem in Holland) Eier ohne nachteilige Folgen für den Bestand gesammelt wurden, wird einem bewusst, wie sich auch die Welt der Kiebitze verändert hat. St.