Draußen beobachtet

Markantes Gezwitscher

Stieglitz und Zilpzalp singen wie sie heißen
Von Professor Dr. Wilfried Stichmann. Erschienen im Soester Anzeiger am 14.03.2018


MÖHNESEE – Jetzt lohnt es sich schon wieder, morgens früh vor die Tür zu treten und dem Gesang der Vögel zu lauschen. Manche Strophe ist so markant, dass sie leicht verrät, welche Vogelart da singt. In mehreren Fällen scheint sich der Sänger mit seiner Strophe sogar persönlich vorzustellen, immer dann, wenn in der arttypischen Strophe Teile des Artnamens wiederkehren.
Volkstümlich erklärt wirkt das, als stelle sich der Vogel persönlich vor mit seinem Namen, wissenschaftlich ist es die Lautmalerei der Menschen.
Der Kuckuck ist das schönste Beispiel aus der heimischen Tierwelt. Das „Fink“ gibt das „pink“ wieder, das der Buchfink vernehmen lässt, der hierzulande überall zu hören ist. Schließlich ist er die häufigste Vogelart weit und breit. Andere Vogelarten tragen Namen, mit denen man den Gesang beschreibt.
Man denke nur an die Turteltaube und die verschiedenen Krähen-Arten.
Eine Vogelart mit lautmalerischem Namen ist der Zilpzalp, der in den nächsten Tagen von seiner Winterreise zurückkehrt und fast überall sein schlichtes „tilltell, tilltell“ hören lässt. Leider viel seltener hört man das bastige „stieglit – stieglit“ des Stieglitz, der wahlweise unter diesem Namen oder auch als Distelfink geführt wird.
Der Stieglitz gehört zu den buntesten Vögeln unserer Heimat und ist praktisch unverwechselbar.

Quelle: Norbert von Tolkacz

Männchen und Weibchen tragen die gleiche rote Gesichtsmaske und auch sonst das gleiche Kleid. Als Körnerfresser benötigen sie in der Agrarlandschaft die Wildflora auf Brachland und an Feldrändern, die durch die Intensivlandwirtschaft immer weiter schrumpfen. Die meisten Stieglitze verbringen den Winter auf der Iberischen Halbinsel und in Südfrankreich. In diesem Winter aber blieben auch etliche auf der Haar und im Möhnetal. Mit Körnerfutter ließen sie sich in Gärten locken, häufiger auf Industrieödland.
Aus Stockum wurde ein Pärchen sogar als Dauergast an einem Vogelfutterhaus beobachtet. Offensichtlich ist die leicht erkennbare Art ausgesprochen flexibel und streift außerhalb der Wälder weit umher. Mit dem Schutz der Ackerränder und Raine wird ihm Lebensraum und Nahrung gesichert.