Draußen beobachtet

Mehr fürs Auge als für die Insekten

Sträucher machten Forsyth und Magnol weltbekannt

Von Professor Dr. Wilfried Stichmann. Erschienen im Soester Anzeiger am 30.03.2020


MÖHNESEE – Nicht nur manche Wissenschaftler und Künstler tragen weltbekannte Namen, auch etliche Gärtner und Botaniker. Doch mit diesen Personen, deren Namen alle Gartenfreunde kennen, fängt man in der Regel so recht nichts an. So geht es auch dem schottischen Gärtner William Forsyth und dem französischen Arzt Pierre Magnol, nach denen allbekannte Ziergehölze in unseren Gärten benannt sind.
Schon vor über zwei Wochen schmückten sich in der Mehrzahl aller Gärten zwischen Haar und Möhne die ersten Ziergehölze mit einer solchen Fülle goldgelber Blüten, dass sie als lodernde Feuerbälle erschienen. Die Forsythien gehören einfach untrennbar zu unseren Siedlungen. Jeder kennt sie und ihren Namen. Überall sind sie zu beschaffen und nötigenfalls auch leicht durch Steckhölzer zu vermehren.
Forsythien sind mit allen Böden zufrieden und können Frost und Trockenheit ertragen. Man kann sie beschneiden und die Zweige ab Weihnachten vortreiben. Die vierteiligen Blüten, die paar- oder büschelweise an den Knoten der Zweige stehen, haben allerdings kaum Gäste aus der Insektenwelt, was angesichts der auffallenden Blütenreklame zu so früher Jahreszeit überrascht.
Das mag damit zusammenhängen, dass die Forsythien erst im 19. Jahrhundert aus China und Japan nach Europa kamen und 1885 im Botanischen Garten in Göttingen durch Kreuzung die neue Sorte „Forsythia x intermedia“ bildeten, die von den Gartenbesitzern heute favorisiert wird. Es ist also eine vergleichsweise junge Sorte – von einem lebhaften Insektenbesuch kann man nur träumen.
Die Sympathien, die sich die Forsythien durch Tausende kleiner Blüten erwerben, erhalten ihre Nachfolgerinnen, die Magnolien, durch ihren auffällig großen Blütenschmuck.
Kaum sind die Forsythien verblüht, begeistern auch schon einzelne Magnoliensträucher den Betrachter, manchmal so früh, dass die Blüten noch Spätfrostschäden hinnehmen müssen. Das ist nur einer der Gründe, weshalb man Magnolien in heimischen Gärten seltener sieht als die Forsythien. Sie stellen an die Böden höhere Ansprüche. Diese sollen tief, fruchtbar und gut drainiert sein. Besonders schön wirken Magnolien mit ihren großen weißen oder rosafarbenen Einzelblüten vor manchen Fachwerkhäusern.
Auch die Magnolien sind in Europa nicht einheimisch. Über 100 verschiedene Magnolien-Arten mit großen, wohlriechenden Einzelblüten haben Botaniker als Bäume und Sträucher in Ostasien und Nordamerika gefunden. In Kultur sind zahlreiche verschiedene Sorten entstanden, die zumeist etwas größere Gärten brauchen, damit sich Gartenbesitzer und Passanten schon Anfang April daran erfreuen können.