Draußen beobachtet

Mistel-Sträucher für einen sozialen Zweck

Ein begehrter Schmuck für die Adventszeit
Von Professor Dr. Wilfried Stichmann. Erschienen im Soester Anzeiger am 24.11.2018


MÖHNESEE – Immergrüne Pflanzen sind nicht nur hierzulande Symbole der Unsterblichkeit. Schon die Kelten verehrten die Misteln. Vor allem in England ranken sich um den Halbschmarotzer bis heute lebendige Bräuche. In der Advents- und Weihnachtszeit werden Mistelsträußchen gern verschenkt. Möglicherweise durch Besatzungssoldaten wurden Mistel-Bräuche auch bei uns bekannter.
Neuerdings werden Mistel-Sträußchen und ganze Mistelkugeln sogar auf heimischen Märkten angeboten. In Soest wurden sie unter anderem von ehrenamtlichen Initiativen zur Förderung sozialer Projekte verkauft – aber oft mit einem gewissen Beigeschmack wegen des Naturschutzes.

Hoch in den Wipfeln von Pappeln, Linden und Apfelbäumen werden die Parasiten, die Wasser und die darin gelösten Mineralien von ihren Wirten beziehen, aber Kohlenhydrate mit Hilfe ihrer grünen Blätter selbst produzieren, nach dem Laubfall ihrer Wirte eindrucksvoll sichtbar. Wer darauf achtet, wird feststellen, dass es in Deutschland Regionen gibt, in denen die Misteln fehlen. Wahre Mistel Paradiese gibt es in der Hellwegniederung. Dagegen sind die weitesten Teile des Münster- wie des Sauerlandes mistelfrei.
Studenten der Universität Dortmund haben wiederholt die Misteln in bestimmten Probeflächen zwischen Werl und Unna/Kamen gewissenhaft kartiert und dabei festgestellt, dass die Art enorm zunimmt. Sie verdichtet sich auf den Wirtsbäumen und weitet ihr Verbreitungsgebiet aus. Das ist vor allem auch in der Gemeinde Möhnesee sichtbar, wo alljährlich weitere Bäume befallen werden, unter anderem auch am Lehrpfad auf der Hevehalbinsel, wo die Misteln – wohl einmalig weit und breit – auf Eschen wachsen.

In Obstanbaugebieten – vor allem mit Apfelbäumen – wird schon örtlich zur Bekämpfung der Schmarotzer aufgerufen. Skrupel beim Verkauf von Mistel-Sträußchen für wohltätige Zwecke sind nicht mehr angezeigt. Am besten kann man die Pflanzen beschaffen, wenn man sich darüber informiert, wo mistelbefallene Pappeln gefällt werden. Aber auch sonst sind an manchen Orten Misteln in erreichbarer Höhe. Nur sollte man sie sorgfältig beschneiden und sie nicht verwüsten. Auch wird man gegebenenfalls mit dem Grundbesitzer Kontakt aufnehmen.
Aus der Sicht des Artenschutzes bestehen keine Bedenken, zumal wenn aus dem Erlös des Verkaufs der Schmucksträußchen hilfsbedürftigen Menschen geholfen werden kann.