Allgemein

Möhnesee braucht sein Bürgerzentrum

Haus des Gastes- Abriss oder Förderung?

„Warum sollte man ohne Not das kulturelle Herz des Ortes wegreißen? Besser wäre eine Sanierung nach aktuellen Standards mit Blick auf Energieeinsparung.“ So eine der zahlreichen kritischen Stimmen in der Informationsveranstaltung zum Vorhaben Abriss des HdG.

Als ein „Haus des Gastes“ gebaut, entwickelte sich das Haus zum Mittelpunkt des Gemeindelebens, zu einem lebendigen Ort, an dem verschiedenste Einrichtungen, Vereine und Nutzungen in der Gemeinde Möhnesee ihre Heimat gefunden haben, an dem sie sich gegenseitig ergänzen und voneinander profitieren. Nun soll das Haus einem flächenintensiven Gewerbegebiet weichen. – Ein Vorhaben, das eigentlich in keiner Weise mit den Zielsetzungen des „Projekts Umgestaltung Ortsmitte Körbecke“ (Internetseite, Gemeinde Möhnesee) vereinbar ist.

„Durch eine Reihe von städtebaulichen und freiraumplanerischen Neuordnungen wird die Körbecker Mitte wieder zum attraktiven Zentrum der gesamten Gemeinde; hierbei spielt die Aufwertung von Plätzen und Straßen eine vorrangige Rolle. Durch die verbesserte Anbindung an den Seepark Körbecke wird der gesamte Ort für Touristen attraktiver.

Wichtigster Baustein des Maßnahmenbündels ist die Neugestaltung des Pankratiusplatzes. Mit der Beseitigung der gestalterischen Mängel wird der Platz zukünftig wieder zum „Herz“ der Gemeinde und als zentrale Fläche zwischen Rathaus, Kirche, Einzelhandel und Gastronomie wieder zum Mittelpunkt des dörflichen Lebens.

Im Zusammenhang mit der Neugestaltung des Platzes erfolgt ein schrittweiser Neubau der Straßen im Ortskern. Eine niveaugleiche Gestaltung von Gehweg und Fahrbahn reduziert die behindertengerechten öffentlichen Raum“.                            Internetseite Gemeinde Möhnesee

 

Die hier formulierten Ziele zur Umgestaltung der Ortsmitte fanden in der eigens zur Beteiligung der Bürger von der Verwaltung einberufenen Versammlung eine breite Zustimmung. Von Arbeitsgruppen während dieser Veranstaltung entwickelte Ergänzungen und Konkretisierungen wurden vom Planungsbüro sowie von Rat und Verwaltung dankbar begrüßt, so auch die Anregungen und Vorschläge zu Verbesserungen der Anbindungen von Haus Stockebrand, dem Haus des Gastes, Kindergarten, Schulen und Altenheim an den Pankratiusplatz – mit dem Ziel: „dörfliches Leben“ zu stärken.

Im Auftrag von Planungsbüro und Gemeinde entwickelten dabei Klassen der Möhneseeschule Konzeptionen für einen „Mehrgenerationen – Park“ zwischen Pankratiusplatz und den genannten Gebäuden zwischen Pankratiusplatz und Schulen. Mit diesem Auftrag und der Beteiligung der Bürger erhoffte sich die Gemeinde auch eine Erhöhung ihrer Chancen im Wettbewerb um Fördermittel der Regionale 2013. Als wichtiges Zuteilungskriterium wurde in den Förderrichtlinien der Regionale nämlich der Nachweis von „bürgerlichem Engagement“ gefordert.

Von den zusammen mit den Bürgern entwickelten Konzepten zur Einbindung  des Bereichs nördlich des Pankratiusplatzes ist aktuell lediglich die fußläufige Verbindung vom Pankratiusplatz zur Küerbicker Straße in Richtung Haus Stockebrand  realisiert worden.

Dort, wo zusammen mit dem Pankratiusplatz und der verkehrsberuhigten Küerbicker Straße „dörfliches Leben“ gefördert werden sollte, sind nun der Abriss des HdG für den Neubau eines Discounters und die Anlage von Parkplätzen für 100 PKW sowie die entsprechenden Zufahrten vorgesehen. Statt nach Möglichkeiten zu suchen, im HdG gesellschaftliche, kulturelle und politische Veranstaltungen, Versammlungen, Ausstellungen und Feste zu fördern, wird damit der gesamte Bereich privatisiert.

Die Vorschläge und Konzepte aus Bürgerversammlung und Schule, den diskutierten Bereich zu einem Zentrum für „dörfliches Leben“ zu gestalten, wurden offenbar ganz schnell „vergessen“.

Die Neukonzeption als Ersatz für das Raumangebot im HdG sieht eine Aufstockung auf dem geplanten Aldi-Gebäude vor, mit zwei Probenräumen, als Musiksaal I und Musiksaal II bezeichnet, mit einer Bibliothek und mit mehreren kleinen Besprechungsräumen. Weitere Gruppen, die bisher im HdG ihr Domizil hatten, sollen wohl in anderen Gebäuden im Ort verteilt untergebracht werden. Ein Raum für politische oder gesellschaftliche Versammlungen, für Konzerte oder Ausstellungen, Messen und  Märkte ist nicht  berücksichtigt.

Als Ersatz für den Vorplatz am Haus Stockebrand, der bisher bei Hochzeiten und kulturellen Anlässen gern genutzt wurde, wird eine kleinere Fläche östlich des Hauses Stockebrand zwischen der geplanten Parkplatzzufahrt und dem anschließenden ehemaligen Küsterhaus vorgesehen, deklariert als „Skulpturenpark“.

Dass die Zufahrt zum Parkplatz zwischen zwei „denkmalgeschützten Objekten gemäß  § 3 Denkmalschutzgesetz NRW“ verlegt wird, ist wohl bei der Planung des Gewerbegebietes kaum von Bedeutung und geschieht ohne Rücksicht auf das Ortsbild.

„Dörfliches Leben“ zu fördern mit vielfältigen Kommunikationsmöglichkeiten in baulich attraktiver Umgebung wurde in der Planungsphase versprochen. Nun soll in der Ortsmitte Körbecke ein für dörfliche Verhältnisse überdimensioniertes Gewerbegebiet mit Zweckbauten, Parkplätzen und Zufahrten entstehen, mit Privat-Parkplätzen für Kunden, also Parkplätzen mit begrenzter Parkzeit. Konflikte mit auswärtigen Besuchern, mit Gästen bei Hochzeits-  oder Trauerfeiern und Beerdigungen oder mit Besuchern, die doch das Ortszentrum beleben sollen, sind deswegen nicht auszuschließen.

Es geht auch anders: Im Rahmen der Regionale  2016  Westmünsterland wurde im Beisein der Ministerpräsidentin folgendes Förder-Projekt in Olfen vorgestellt:

Entwicklung eines katholischen Gemeindehauses, das eigentlich aus Kostengründen geschlossen werden sollte, zu einem Ort der Gemeinschaft.

Blaskapelle, Karnevalsverein und Jugendclub finden dort ebenso unter einem gemeinsamen Dach Platz wie die Hospizgruppe und ein Bürgerbusverein.

 

Aldi an einem Alternativ-Standort: Ja