Draußen beobachtet

Nächtliche Besucher in der Stadt

Von Professor Dr. Wilfried Stichmann. Erschienen im Soester Anzeiger am 2.02.2019


MÖHNESEE – Dass in Berlin und in anderen großen Städten die Wildschweine nachts bis in die Siedlungen kommen, die Rassenflächen umbrechen und die Komposthaufen durchwühlen, weiß man aus der Presse und dem Fernsehen.
Doch auch im ländlichen Raum und so auch in der Gemeinde Möhnesee wird eine zunehmende Neigung der Wildtiere zu nächtlichen Besuchen in Gärten und Höfen beobachtet. Hier wird das Verhalten der Tiere allerdings als weniger spektakulär empfunden.
Wo am Südrand Häuser und Grundstücke an den Wald grenzen, waren einzelne Wildschweine in den Gärten teilweise „ von Person her bekannt“. Einzelne Bachen kamen schon mit ihrem Nachwuchs. Hin und wieder beklagen sich Gartenfreunde über Rehe, denen die Blätter der Rosen offensichtlich besonders gut schmecken und für die sie rund ums Haus spionieren.
Erst kürzlich musste eine Autofahrerin scharf bremsen, als in der Dunkelheit ein Fuchs an der Evangelischen Kirche die Möhnestraße überquerte. „In den Schlaan“ spionieren schon öfter – vereinzelt sogar am Tag – Füchse nach Beute, die sie unter anderem in Form von Hauskaninchen in Auslaufkäfigen auf dem Rasen fanden.
Aufsehen erregten gleich mehrmals Waschbären. Recht aufdringlich machten sie sich über das für die
Vögel ausgelegte Futter her mit der Folge, dass die Vögel nicht mehr gefüttert werden. Den Waschbären will man keinen Grund für nächtliche Besuche geben.
Dass man Fasanen in den Gärten und nicht mehr draußen in der offenen ausgeräumten Feldflur sieht, ist nicht verwunderlich. Die Menschen freuen sich über diese Besuche, vor allem wenn es sich um farbenprächtige Fasanen handelt. Unter den hohen Gartenstauden finden sie Schutz und in den Ziergehölzen auch einen Schlafplatz, zu dem sie abends gackernd hinfliegen.
Wenn man von dem Brechen der Wildschweine absieht, werden die nächtlichen Besucher von den Anwohnern meistens mit Sympathie betrachtet. Geschossen werden die Tiere im Siedlungsraum
ohnehin nicht, weil hier das Gesetz die Jagd verbietet. Das haben offensichtlich manche Wildtiere schon durchschaut, weshalb sie – sowohl in der Stadt als auch auf dem Lande – immer
häufiger und weiter in bebaute Bereiche vordringen.