Draußen beobachtet

Naturbeobachtung als Zeitvertreib

Fast täglich kehren Zugvögel heim

Von Professor Dr. Wilfried Stichmann. Erschienen im Soester Anzeiger am 21.03.2020


MÖHNESEE – Glücklich sind die Menschen, die am Waldrand wohnen oder einen Garten in ihrer Nähe haben. Wann hatten sie schon einmal so viel Zeit, sich um den nahenden Frühling zu kümmern wie in diesen Tagen und Wochen. Das Vogelfutterhaus – eigentlich schon Anfang März abgebaut – sorgt für Leben und Besucher, während zweibeinige Gäste wegen der Corona-Pandemie rar geworden sind. Sich die Zeit mit der Beobachtung des Frühlingserwachsens zu vertreiben, ist reizvoll und abwechslungsreich zugleich. Auch Tagebuch zu schreiben lohnt sich. Wann haben in diesem Jahr die Schlüsselblumen, wann die Narzissen zu blühen begonnen? In späteren Jahren wird man gern einmal vergleichen!
Wo Vogelfutterhäuschen und Vogeltränke benachbart stehen, wo hin und wieder einmal ein angefaulter Apfel entsorgt wird und wo im Spalt geöffnete Fenster die Vogelstimmen eindringen lassen, ist immer was los. Im verwilderten Hausgarten in Körbecke kamen gleich fünf verschiedene Meisenarten zu Besuch, und Ringeltauben sammelten auf, was aus dem Silo heruntergefallen war. Am 2. März war der erste Buchfinkenschlag zu hören und schon einen Tag später das erste Amsellied. Am 5. März zogen offenbar Singdrosseln durch und trugen ihre stimmungsvollen und motivreichen Strophen vor, am nächsten Tag waren sie wohl weitergezogen. Der erste Hausrotschwanz – ein Männchen – zeigte sich am 15. März. Plötzlich waren mit einem Mal mehrere Grünlinge da, die uns den ganzen Winter über nicht mit ihrem Besuch am Futterhaus beehrten. Die Elstern haben bereits mit dem Nestbau begonnen.
Jetzt im Frühling ändert sich von Tag zu Tag das Bild. Im Rasen suchen Erdhummeln nach einem Mauseloch. Weil sie als fertige Schmetterlinge überwintert haben, konnten als erste Tagfalter schon einige Zitronenfalter, Tagpfauenaugen und ein Admiral den milden Frühlingstag zu einem Blütenbesuch nutzen.
Im Haus und im Garten zu bleiben, ist nicht so schwer, wenn die Natur mit wechselndem Angebot in den Garten kommt. Bald schon wird die Mönchsgrasmücke heimkehren. An den Mistelbüschen, den zahlreichen Halbschmarotzern an einem Zuckerahorn, werden sie von den weißen Beeren erwartet, die alle anderen Vögel den ganzen Winter unangetastet ließen.