Draußen beobachtet

Naturschutz durch Heimatpflege

Kopfweiden und Streuobstwiesen erhalten

Von Professor Dr. Wilfried Stichmann. Erschienen im Soester Anzeiger am 30.11.2019


MÖHNESEE – Wer bei der Vokabel „Naturschutz“ nur an Wildnis, naturnahe Wälder und renaturierte Bäche denkt, hat nur die Hälfte im Sinn. Der Naturschützer engagiert sich auch für vom Menschen gepflegte, zumeist überkommene Lebensräume der Heimatlandschaft. Solche besonders schützenwerte Orte, die meist für einen Raum besonders prägnant sind, können die Kopfweiden und die Streuobstwiesen sein, deren Nutzung für die Menschen in unserer Region in der Vergangenheit wichtig war. Anderswo sind Halbtrockenrasen und Wacholder-Heiden sichtbare Zeugen menschlichen Wirkens, die aber nicht nur als solche, sondern auch als Lebensraum heute seltener gewordener Tier- und Pflanzenarten schützenswert sind.
Natur- und Heimatfreunde haben somit etliche gemeinsame Schutzinteressen. Zwischen der Dokumentation der Arbeitsweise einst und dem Artenschutz heute gibt es allenthalben Übergänge, so dass sich mit Recht viele Heimatpfleger als Naturschützer und Naturschützer auch als Heimatpfleger fühlen. Geradezu beispielhaft kommt diese Verknüpfung in der 1986 erfolgten Gründung der Landesstiftung „Naturschutz, Heimat und Kulturpflege“ NRW zum Ausdruck, für deren Zuschnitt der damalige „Landesvater“ Johannes Rau die Weichen stellte. Mit der gemeinsamen Stiftung führte er die Schutzgüter der Heimat zwischen Rhein und Weser wieder zu ihren Ursprüngen zurück. Andere Bundesländer beneiden Nordrhein-Westfalen um diese Verknüpfung der Schutzobjekte und der Akteure in der Heimatpflege und des Naturschutzes.
Auch in der Gemeinde Möhnesee gibt es naturschutzwerte Kopfweiden und leider nur eine kleine naturgeschützte Wacholderheide-Heide. Eigentümerin des ausgedehnten Naturschutzgebietes „Am Kleiber“ zwischen Büecke und Hiddingsen, das von der ABU betreut wird, ist die NRW-Stiftung „Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege“, der ebenfalls die Ausweisung wertvoller Feuchtgebiete als Naturschutzgebiete im Lippetal zu verdanken ist, und nicht zuletzt auch ein erheblicher Zuschuss zur Einrichtung des Landschafts-Informationszentrums „Wasser und Wald“ (Liz) in der ehemaligen Mühle Schade in Günne.
Der Reichtum unserer Kulturlandschaft an Pflanzen- und Tierarten ist auf die Vielfalt deren Nutzung in früheren Zeiten zurückzuführen. Diese droht in jüngster Zeit immer weiter zurückzugehen, womit auch die Biodiversität abnimmt. Diesem Trend versuchen Heimat- und Naturschützer entgegenzuwirken und „Eigenart, Vielfalt und Schönheit“ (wie es im Naturschutzgesetz heißt) der Landschaft für künftige Generationen zu bewahren.