Draußen beobachtet

Oft genannt, selten gesehen

Rettungsversuch für eine seltene Amphibienart/ Gelbbauchunke ist massiv bedroht
Von Professor Dr. Wilfried Stichmann. Erschienen im Soester Anzeiger am 21.07.2018


MÖHNESEE – In der letzten Zeit hört man öfter etwas von der Gelbbauchunke, einer nur fünf Zentimeter großen Amphibienart. Gesehen haben aber nur die wenigsten Naturfreunde das winzige graubraune „ Fröschlein“, das auf Abbildungen in Schreckstellung auf dem Rücken liegend – leichter erkannt wird. Den gelben Flecken auf der Bauchseite verdanken die Unken ihren Namen. Dass selbst Politiker und Minister der Gelbbauchunke Aufmerksamkeit widmen, ist erst der Fall, seit sie erklärt haben, sie wollten es nicht mehr zulassen, dass weitere Tier- und Pflanzenarten in Europa aussterben.
Die Gelbbauchunke, die unter den gefährdeten Arten vom Artentod am intensivsten bedroht ist, soll auch in Zukunft Bestandteil der europäischen Tierwelt bleiben. Auf Initiative der Europäischen Union wurde ein Rettungsprojekt gestartet, an dem sich auch die Arbeitsgemeinschaft Biologischer Umweltschutz maßgeblich beteiligt. Weil auch in der Gemeinde Möhnesee Aktivitäten zur Rettung der seltenen Amphibien stattfinden, sollen die Gelbbauchunken den Lesern kurz vorgestellt werden.

Christian Fischer [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], vom Wikimedia Commons

Warum sie immer seltener werden, ist schwer zu sagen, weil sie durchaus weit verbreitete Sekundärbiotope wie Steinbrüche, Sand- und Tongruben bevorzugen. Hier brauchen sie kleine, nur wenige Zentimeter tiefe Pfützen, die möglichst vegetationsarm sein sollen. Wie die ihnen verwandten Frösche und Kröten kommen sie im April zur Paarung aus der Kältestarre. Ein Weibchen laicht bis über 100 Eier, die in kleinen Klumpen oder einzeln abgesetzt werden. Die Männchen lassen den Sommerüber das melodische „ühp – üph“ vernehmen, auf das der Name „Unke“ zurückgeht. Stärker tagaktiv als die meisten Amphibien können die Unken sein, weil sie überwiegend im Wasser sind und dadurch vor Austrocknung durch die Sonneneinstrahlung geschützt sind. Die Larven (Kaulquappen) wandeln sich zwischen Juli und Oktober zum fertigen Lurch um. Die Entnahme von Gelbbauchunken, die früher von Aquarianern gehalten wurden, ist heute streng verboten. Sonst hätten die Schutzbemühungen, die erheblich Aufwand erfordern, auch keinen Sinn.